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Gisela Weimann

HeidestraĂźe 54
10557 Berlin
Germany

Troubled Nature

Die Auseinandersetzung mit menschlichem Handeln und menschlichem Irren treibt mich seit langem um und erhält eine vielschichtige Aktualität in Bezug auf die dramatischen globalen Entwicklungen in Umwelt, Gesellschaft, Wissenschaft und Politik. Auslöser für die Arbeit waren Alina Vituchnovskajas Gedicht Tote Fische und ein großes Fischsterben im Jahr 2004. Ein digital bearbeitetes Foto von toten Fischen wurde überlagert mit dem Gedicht in kyrillischen Buchstaben -original und seitenverkehrt- um eine abstrakte, an Wasser erinnernde Textur zu erzeugen. Die Worte Fisch und Fische im Gedicht sind wegretuschiert und jeweils durch einen auf Japanpapier gemalten Fisch ersetzt. Alina Vituchnovskaja Tote Fische Guck die Stadt da, ob es die nicht schon mal gab? Guck die Stadt da, kamen wir hier nicht schon mal zurück? Und den Fisch da, haben wir ihn nicht schon mal gegessen? Und das Knacken dieser feinen Gräten – ist das nicht schon mal gewesen? Dieser Fisch da, hatten wir da nicht schon mal ein Stück? Dieser Fisch da, war der nicht schon mal irgendwann? Große Augen – ja, aber die konnten gar nicht mehr seh’n. Und er schwieg dieser Fisch, wie der Fisch eben schweig, wenn sich fischt, dieser Fisch, wie sich’s schickt, und dann schweigt. Wenn sich fischt, dieser Fisch, und dann schweigt, wie sich’s schickt. Es bringt nichts, „Hallo!“ in die Muschel zu rufen. Grüner Fisch macht ganz plötzlich auf karmesinrot, vom Geschmack aber bleibt er verwechselbar gleich. Und das Wort war am Ende, am Anfang war das Schweigen der Fische, Und ein jeder, der Ohren hat, soll dies vernehmen: Wie der Ozean verstummte, sich in Festland verwandelt, so der Fluss aus Blut in den Wunden gerinnt. Und es barst der Nordpol. Es strömen die Flüsse nach Norden. Aus dem Süden durchjagen Doraden das Wasser in Horden. Es ist klar, alle Wege führen nach Rom und hinaus. Hungrig schwimmen die Fische ins tote Meer raus. Aus „Schwarze Ikone“, Gedichte und Prosa, 2002

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