Salzburger Kunstverein
Hellbrunner Straße 3 Künstlerhaus
5020 Salzburg
Österreich

Esben Weile Kjær „thousands of small explosions at the same time“

Die Praxis von Esben Weile Kjær bewegt sich innerhalb der Logik zeitgenössischer westlicher Selbstoptimierung, glänzender Begierden und dem unermüdlichen Streben nach ästhetischer Perfektion. In thousands of small explosions at the same time spiegelt Weile Kjær eine Gegenwart wider, die von Sichtbarkeit, Inszenierung und endloser Oberflächenmanipulation besessen ist. Er operiert im Hyper-Jetzt und reflektiert die stille Gewalt neoliberaler Selbstüberwachung, bei der Unterwerfung leicht mit Ermächtigung verwechselt werden kann. Für den Kontext des Salzburger Kunstvereins hat Weile Kjær ein skulpturales Szenario geschaffen, das Rokoko-Dekadenz mit digitaler Reizüberflutung kollabieren und eine unheimliche Landschaft entstehen lässt, in der der Körper zugleich Ware und Avatar ist.

Begleitend zur Ausstellung inszeniert er die Performance DEEPFAKE, die das Kostümarchiv der Salzburger Festspiele in eine Bühne glitchhafter Déjà-vus verwandelt. Historische Kostüme werden von in physischem Theater ausgebildeten Performer:innen getragen und durchlaufen in Endlosschleifen Bewegungsmuster, die die Wiederholung und Absurdität der Meme-Kultur nachahmen.

In dieser Ausstellung tritt der Künstler bewusst in einen Dialog mit der künstlerischen Praxis von Laila Shawa, deren Arbeiten parallel im Studio des Salzburger Kunstvereins gezeigt werden. Shawas Breast Bombs ― skulpturale Objekte, die Brustprothesen mit der Ästhetik explosiver Sprengkörper verschmelzen — sind direkt in Weile Kjærs Szenario im Großen Saal eingebettet. In verspiegelten Schaukästen positioniert, werden die Breast Bombs in einem kaleidoskopischen Feld sich ständig verschiebender Perspektiven gebrochen. Dies unterstreicht Themen wie Vielschichtigkeit, Fragmentierung und die Unmöglichkeit eines einzigen Blickwinkels. Die Einfügung von Shawas Werk erzeugt eine Art Mehrfachbelichtung – ein geschichteter Bildraum, in dem sich historische Ebenen überlagern und in dem ästhetische Verführung tiefere Strömungen von Gewalt und Kontrolle überdeckt. Es handelt sich um eine bewusste Kollision – oder vielleicht treffender: eine Choreografie von tausend kleinen Explosionen, die alle gleichzeitig stattfinden.

Beide Künstler:innen arbeiten mit Körpern als unter Druck gesetzte Oberflächen: trainiert, geschmückt, fragmentiert, umfunktioniert. Und doch unterscheiden sich ihre zeitlichen und politischen Koordinaten radikal. Shawas Skulpturen tragen das Gewicht der politischen Geschichte Palästinas, ihre Haltung gegenüber religiösem Fundamentalismus und der Rolle des weiblichen Körpers in nationalistischen Konflikten. Weile Kjær dagegen stellt sich der neoliberalen Gegenwart, in der das kommerzialisierte Selbst endlos optimiert, spektakulär inszeniert und konsumierbar gemacht wird.

KURATIERT VON Mirela Baciak. 

ERÖFFNUNG: 25.07.2025, 20:00 Uhr

19:00 Uhr 
ARTIST TALK poptimism
Esben Weile Kjær, Jakub Gawkowski und Mirela Baciak im Gespräch mit Greta Rainbow (Writer-in-Residence SKV x Spike) in Kollaboration mit der Internationalen Sommerakademie für bildende Kunst Salzburg.

21:00 PERFORMANCE DEEPFAKE von Esben Weile Kjær
Ko-produziert mit den Salzburger Festspielen und ko-kuratiert mit Elisabeth Oberleitner.

22:30 - 1:00 Uhr DJ Set & Dancefloor Session mit Seba Kayan
im Garten des Salzburger Kunstvereins

* Die Performance DEEPFAKE wird außerdem im Rahmen des Salzburger Festes zur Festspieleröffnung am 19.07.um 17:30 Uhr, 19:30 Uhr und 21:00 Uhr gezeigt (Zählkarten dafür sind online ab 5. Juli auf der Website der Salzburger Festspiele erhältlich).

Esben Weile Kjær’s (*1992, Kopenhagen) Arbeit, die Skulptur, Video und Performance umfasst, greift die Geschichte der Popkultur und Popmusik auf, um Themen wie Nostalgie, Authentizität und generationenbedingte Ängste zu untersuchen. In einer aufmerksamen, jedoch unkonventionellen Bildsprache beleuchtet er die heutige Ereignisökonomie, wobei er sich häufig auf Marketingstrategien und die Ästhetik der Unterhaltungsindustrie konzentriert – vor allem, um die Beziehung der Kunst zu den sie umgebenden Kulturindustrien zu hinterfragen. In diesem Sinne versucht seine Arbeit nicht nur andere kulturelle Formen der Performance zu imitieren (wie z. B. Partys, Proteste, Pressekonferenzen oder Ballette), sondern selbst zur performativen Popkultur zu werden - oft durch Interventionen im öffentlichen und kommerziellen Raum unter Verwendung von Requisiten wie Podien, Konfettikanonen, Zäunen und Party-Lasern.

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