Gisela Weimann

Konjugationen / über das Irren

DIE WAND / Zwischen Freiheit und Diktatur
Gisela Weimann: Konjugationen / über das Irren
"Ich konjugiere das ‚Irren' durch alle Personen und Fälle, im Indikativ, im Konjunktiv, als Imperativ und als Interrogation. Bei dieser linguistischen Vorstudie ist mir noch klarer geworden, dass nicht nur ich, sondern auch du, er/sie/es, wir, ihr, sie, dass alle irren, geirrt haben, irren werden."
Gisela Weimann blickt auf ein unermüdliches langjähriges Schaffen zurück. Die Thematik zwischen Freiheit und Diktatur forderte sie zu einer prozessartigen Recherche heraus. Die Künstlerin arbeitet seit je her multimedial, hält ihre Erfahrungen in Form von Tagebuchnotizen fest, verwebt collagenhaft Text, Bild, Zeichnungen, Fotos und ihre 'Fundstücke' aus Literatur und Philosophie.
Ausgehend vom dem Wort 'irren' startete Weimann ihren Rückblick und verschwesterte zeitgeschichtliche und selbst erlebte Zeitabschnitte in ihrem großformatigen Wandbild. Das Zeitwort irren stammt von (mittelhochdeutsch) irre, (althochdeutsch) irri ab und bedeutet verirrt oder auch verwirrt sein, aber ursprünglich meint es ebenso: sich schnell, heftig oder ziellos bewegen, also auch in Rage sein. Heute gebraucht man irren auch oft für den Ausdruck eines Irrtums ohne dem Irrsinn verfallen zu sein. Um all diese gesellschaftlichen und somit auch persönlichen Zustände, die vom Wandel der politischen Ereignisse und moralischen Verschiebungen der Wertbeurteilungen ausgelöst wurden und werden, kreist Weimanns Arbeit.

"Ich bin im Krieg geboren, seither geht es um einen ständigen Wechsel zwischen Freiheit und Diktatur es geht um Moral, das anhaltende entwurzelte Herumirren vieler Millionen von Menschen in diesem, meinem Jahrhundert, das sinnlose Zerstören von Leben und Kultur, die Gier nach Macht und Geld - und natürlich auch um mich und mein Herumirren."

In ihrer Wandbespannung ‚Die Wand / Konjugationen / über das Irren‘ thematisiert Gisela Weimann 'Linientreuheit', analysiert Wertschwankungen "Heute Held, morgen Schwein, warum soll es diesmal anders sein"; spricht mit dem Henry David Thoreau Zitat die Moral des Herzens an, gibt reflexive Notizen preis und lässt auch relativierende Stimmen und Aussagen zu Wort kommen, wie zum Beispiel von Friedrich Nietzsche:
"Leben ist die Bedingung des Erkennens. Irren ist die Bedingung des Lebens und zwar im tiefsten Grunde irren. Wissen um das Irren hebt es nicht auf! Das ist nichts Bitteres (...)“

Aus persönlichen Erfahrungen, Erkenntnissen anderer, Zitaten, zeitgeschichtlichen Spuren, überarbeiteten Bildmaterialien, Fotos, Zeichnungen, literarischen Texten und Tagebuchnotizen erschafft die Künstlerin eine bebilderte Zeitgeschichtswand, die um das menschliche Irren und Herumirren fluktuiert.


© Elisa Asenbaum, G.A.S-station, Berlin




THE WALL / Between freedom and dictatorship


Gisela Weimann: Konjugationen / über das Irren
(In the German language, the word has several meanings that revolve around human failures)


"I conjugate the 'erring‘ through all persons and cases, in the indicative, in the subjunctive, as imperative and as interrogation. During this linguistic preliminary study it became even clearer to me that not only I, but also you, he / she / it, we, you, they, that all are wrong, have been wrong, will be wrong."

Gisela Weimann looks back on unceasing artistic work for many years. The subject between freedom and dictatorship challenged her to a process-like research. The artist has always worked with multimedia, records her experiences in the form of diary notes, interweaves collage-like text, images, drawings, photos and her 'found objects' from literature and philosophy.

Based on the verb 'to err', Weimann started her retrospective and incorporated historical and self-experienced periods in her large-format mural. The verb ‚irren‘(Middle High German) and ‚irri‘(Old High German) mean to be lost or confused, but originally it also meant: to move quickly, violently or aimlessly, i.e. to be in a rage. Today we also often use ‚err‘ to express an error without falling into insanity. Weimann's work revolves around all these social and thus also personal conditions that have been and are triggered by changes in political events and moral shifts in value judgments.

"I was born in the war, since then it's about a constant alternation between freedom and dictatorship, it's about morality, the ongoing uprooted wandering of many millions of people in this, my century, the senseless destruction of life and culture, the greed for power and money - and of course about me and my searching wandering around."

In her wall covering 'Die Wand / Konjugationen / über das Irren' Gisela Weimann addresses 'Linientreuheit' (in the German language it adopts a critical note in the sense of following regulations and oders with questioning), analyzes fluctuations in value "Heute Held, morgen Schwein, warum soll es dies Mal andesr sein“ (Hero today, pig tomorrow, why should it be different this time), addresses the morality of the heart with a Henry David Thoreau quote, reveals reflective notes and also allows relativizing voices and statements to be heard, such as by Friedrich Nietzsche:
"Life is the precondition of knowing. To err is the condition of life, that is to err in the deepest sense oft he word. Knowledge of error does not cancel it out! That is nothing bitter (...)"

From personal experiences, insights from others, quotes, traces of contemporary history, revised image materials, photos, drawings, literary texts and diary notes, the artist creates an illustrated wall of contemporary history that fluctuates around the human ‚Irren‘ (being wrong) and ‚Herumirren‘ (wandering around in search for a place to stay).


© Elisa Asenbaum, G.A.S-station, Berlin

Factsheet

Dimensions
224cm, 301cm, 301cm (Height, Width, Depth)
Weight
3kg
Year
2020
Material
Plastic
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