
Germany
Ich bin Steinbildhauer. Meine Arbeiten basieren auf einem intensiven Naturstudium, das ich auch in meinen Bildhauerkursen weitervermittele. Ich sehe mich als Mittler zwischen Figuration und Material, zwischen Mensch und Architektur...Stein wird traditionell (nicht nur in der Bildhauerei) wegen seiner Schwere, Festigkeit und auch seines Alters eingesetzt, Dauerhaftes, UnverrĂŒckbares herzustellen.Es wird VerlĂ€sslich-keit, Erhabenheit, Macht, Ewigkeit suggeriert: etwas, das in Stein gemeiĂelt wird, hat Bestand.
Doch das Brechen, Zusammenbrechen, EinstĂŒrzen, Verwittern und Zerfallen sind mit dem Stein ebenfalls verbundene Eigenschaften.
Die Spanne zwischen ewiger VerlĂ€sslichkeit und Katastrophe ist also groĂ und bietet ein weites Feld fĂŒr Assoziationen. Das Spiel mit den traditionellen Zuweisungen reizt mich.
Wenn ich einen Stein vorfinde, habe ich immer ein Fragment vor mir; ein aus einem Steinbruch herausgebrochenes BruchstĂŒck, durch Witterung aus dem Verbund gelöstes Geschiebe, aus AbrisshĂ€usern gewonnene Reste....
Ich versuche diese gefundenen StĂŒcke neu zu ordnen, etwas Neues, Ganzes zu schaffen.
Meinen Plan von diesem neuen Ganzen ĂŒbertrage ich auf die SteinoberflĂ€chen und grabe die Linien in den Block, treibe sie solange voran, bis sie sich im Innern treffen. Ich entnehme nur soviel Material wie nötig, belasse dem Stein soviel Volumen wie möglich. Die Entnahme des Materials, das Auslöschen, Entmaterialisieren der Linie schafft neue RĂ€ume.
âEs kommt Bewegung ins Spiel.âDie rĂ€umliche Aufteilung fĂŒhrt zu einer wandelbaren Gesamtform: der Stein wird in Einzelteile zerlegt, die im Verbund bleiben.Tritt das Steininnere nach auĂen, werden neue OberflĂ€chen sichtbar. Die nun erreichte Beweglichkeit ermöglicht auch eine gröĂere rĂ€umliche Ausdehnung des Materials.Dieses spielerische Element, diese Idee einer wandelbaren Gesamtform, tritt dann mit dem Material Stein in einen Dialog. Die InstabilitĂ€t der neuen Form, das Aus-dem-Volumen-treten, die Beweglichkeit lenken das Augenmerk auch auf die FragilitĂ€t des Materials.
Wichtig ist mir dabei, dass das Objekt, das ich herstelle, immer auch den Stein erkennbar bleiben lĂ€sst, aus dem ich es geschlagen habe. Die Teile lassen sich in die ursprĂŒngliche Blockform zurĂŒckfĂŒhren, die weitgehend unbearbeiteten OberflĂ€chen lassen RĂŒckschlĂŒsse auf seine ursprĂŒngliche Ausdehnung und Herkunft sowie Geschichte zu.
Seit 2013 treffe ich mich mit Kolleginnen und Kollegen jĂ€hrlich im alten Sandsteinbruch Reinhardtsdorf im Elbsandsteingebirge zu einem Symposion. Bei dem vom VBK-Berlin vor ĂŒber 50 Jahren zum erstem Mal ausgerichteten Symposion arbeiten wir heute ausschlieĂlich mit der Hand. (Der Besuch der anlĂ€sslich des 50. JubilĂ€ums im Stadtmuseum Pirna gezeigten Ausstellung âSteinBruchZeitâ war 2023 Teil eines sculpture-network Events).An groĂen Skulpturen arbeite ich hauptsĂ€chlich bei Symposien, zu denen ich eingeladen werde.