Standort: Straße des Friedens, Dörrmoschel, Donnersbergkreis, Rheinland-Pfalz
Entstanden 2023 auf dem 14. Internationalen Bildhauersymposium zum Thema Frieden und Demokratie, Steinbruch Picard, Skulpturenverein Rheinland-Pfalz
Die Basis für Frieden und Demokratie ist der Respekt vor dem Anderen, in Kontakt kommen mit ihm, gegenseitiges Zuhören und die Beteiligung aller an einer politischen Willensbildung zur Gestaltung von Herrschaftsformen.
Dabei denke ich bei „allen“ ganz im Sinne von Bruno Latour auch an die Einbeziehung von Pflanzen, Tieren und eben auch Steinen als Kollaborateure in unserem gestaltenden Netzwerk. Der scheinbar leblose Stein wird auf diese Weise von einem bildhauerischen Objekt zu einem eigenwilligen „Aktanten“ (Vgl. Bruno Latour, Das Parlament der Dinge).
Sandstein – das traditionelle bildhauerische Material – ist der Gegenpol zu uns Menschen und steht hier für das Andersseiende: aus Trümmern entstanden, bestehend überwiegend aus harten Quarzkristallen, die alle Auflösungsprozesse überstanden haben, angeschwemmt durch Eis, Wasser und Wind, komprimiert zu einem festen, relativ witterungsbeständigen Werkstoff.
Einzig in den Porenräumen zwischen den Sandkörnern sind Veränderungen möglich.
Lapis - das Steinerne, das Feste – ist das Gedächtnis der Erde und bietet dem Vergänglichen die Grundlage.
In einen ca. 200 x 150 x 300 cm großen Sandsteinblock ist von der Längsseite her eine kokonartige Höhlung hineingearbeitet. Der Stein öffnet sich so tief, dass zwei Personen gegenüber in dem Stein verweilen können, innehalten, ihn von innen belauschen, berühren, riechen, selbst zur Ruhe kommen, sich öffnen und vielleicht miteinander ins Gespräch kommen. Eine multisensorische Beziehung zum Stein wird möglich.
Die Höhlung bietet verschiedene Haltungen für den Aufenthalt an: man kann darin halb liegend sitzen oder genau umgekehrt sich wie in einem Kokon am Boden kauern und die Bein nach oben legen. Die Maße und die weich anmutenden Ausformungen sind am menschlichen Körper orientiert.
In Erinnerung an die Entstehung des Sandsteins durch fließende Gewässer sind mehrere parallele flache Rinnen wie Rippelmarken in die obere Außenfläche eingearbeitet. Sie bieten den Raum, in dem sich Pflanzen ansiedeln können.
Für eine friedliche und demokratische Zukunft müssen wir den Umgang mit dem Fremden, dem Anderseienden üben: Die Möglichkeit zum Innehalten, Lauschen, Spüren und Kommunizieren als ein erfahrbares Zeichen ist mein Beitrag für „Frieden und Demokratie“.