Germany
KĂĽnstlerische Position
Für mich bedeutet Kunst, ein Stück vor den Ursprung der Zeit zurückzukehren – in jenen Moment vor der Zeit, aus dem die Gestalten des Wirklichen, nicht aber die messbaren Konfigurationen der sogenannten Realität hervorgehen. Kunst ist damit eine Zuflucht, die vor den ständigen Wiederholungen und den zwanghaften, sich selbst fortwährend bestätigenden Mechanismen unserer Gesellschaft schützt.
Im Flow der künstlerischen Tätigkeit erlebt man, wie sich die materiellen Anschauungen auflösen und man in die Welt des Bildlichen und Einmaligen eintaucht.
In meinen Arbeiten darf eine Geste oder Bewegung sichtbar werden, die den Hauch des Lebendigen in sich trägt – etwas, das nicht wiederholbar ist, sondern einmalig und stets neu. Der Ausdruck davon bleibt im Werk bestehen, auch wenn der Künstler nicht mehr anwesend ist.
Meine Werke sind Ausdruck eines Gefühls, einer Stimmung oder einer Idee, die den Betrachter anregen sollen, über sich selbst hinauszublicken und in die bildhafte Wirklichkeit des Verstehens anderer einzutauchen. Sie sollen ihn zu einer Anschauung führen – sei es die Ahnung einer Landschaft, die Empfindung eines Moments oder das bedeutungsvolle Zusammentreffen zweier Menschen.
Die Themen, die mich beschäftigen, entstehen aus eigenen inneren Bildern und finden ihre Form in verschiedenen Medien – beginnend bei der Zeichnung bis hin zur Plastik oder Skulptur. Dieser schöpferische Prozess, den Oskar Kokoschka als „visionäre Kunst“ bezeichnete, ermöglicht es mir, das noch Unsichtbare und damit noch nicht Geschehene sichtbar zu machen.
Der Name meines Ateliers „Gestalt im Raum“ verweist auf diesen Weg. Es ist nicht die äußere, gestalthafte Erscheinung, die auf den Betrachter wirkt, sondern die Berührung mit der darin wohnenden inneren Gestalt – dem Bild des Wirklichen, einer menschlichen Essenz, für die der Künstler immer nur Vermittler ist.
Grundsätzlich kann man davon ausgehen, dass der kunstgeschichtlich oft gebrauchte Begriff der „gegenstandslosen Kunst“ in Wahrheit „gestaltlose Kunst“ meint – und damit oberflächlich, formal und industriell reproduzierbar bleibt. Das entspricht weder dem Wirklichen und Wirkenden noch einem wirksamen, lebendigen Menschsein – und somit auch nicht meinem Weg als Künstler.
Nach einer intensiven Auseinandersetzung mit klassischer Bildhauerei verbinde ich heute traditionelle Formprinzipien mit digitalen Technologien.
In meiner Arbeit entstehen Skulpturen, die zwischen Wirklichkeit und Virtualität oszillieren. Ausgangspunkt sind reale Objekte, die eingescannt, digital transformiert und in der VR-Brille weiter modelliert werden. Aus diesen virtuellen Formen entstehen anschließend 3D-Drucke, die im Bronzeguss ihr endgültiges, physisches Dasein finden.
So schaffe ich eine neuartige Verbindung von digitaler Geste und künstlerischer Substanz – meine Werke sind Spuren virtueller Formprozesse, verdichtet in klassischer Bronze.