Ausstellungsansicht "Ode an einen Freund", Foto: Bettina Lüdicke
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Karl Menzen – Ode an einen Freund, Kunsthalle Lehnin

Der Lehniner Skulpturenpark ist nicht nur mit Skulpturen auf dem eigentlichen Parkgrundstück versehen, nein, Skulpturen befinden sich auch an Hauswänden, am und auf dem See.

Spiritus Rector und Initiator des 1991 gegründeten „Lehniner Instituts für Kunst und Kultur“ ist der Maler und Bildhauer Eckhart Haisch, der bis heute mit unglaublicher Energie und ansteckender Begeisterungsfähigkeit Ausstellungen organisiert, Workshops und Führungen leitet und es vermag, eine solche Hommage mit 35 Kolleginnen und Kollegen zu stemmen.  

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Ausstellungsansicht "Ode an einen Freund", Foto: Bettina Lüdicke

Als Karl Menzen am 19. November 2020 70-jährig völlig überraschend starb, war das Entsetzen in den Künstlerkreisen groß. Man beklagte den Verlust eines äußerst hilfsbereiten Kollegen, der als ausgebildeter Ingenieur technisch versiert genug war, um aufkommende Probleme zu lösen. Seine zugewandte Art und seine Fähigkeit, zuzuhören, machten ihn zu einem großartigen Freund. Und das auch international, da er sich an Ausstellungen von Ungarn und Italien bis nach Island und Patagonien beteiligte. Seine hier ausgestellten Skulpturen zeichnen die Entwicklung eines Bildhauers nach, dessen anfänglicher Einfluss von Volkmar Haase unverkennbar ist, bis er sich davon löste und seine eigene Bildsprache fand. Edelstahl war der Ausgangspunkt, er schuf aber auch Werke aus Holz und rostendem Stahl. „Alle bestechen durch einen perfekt geschwungenen Bogen, der zwei oder drei Teile zusammenhält. Dieses Spiel zwischen rund und eckig, weich und hart, dieses Spiel hat ihn total fasziniert“, so beschreibt Haisch dessen Werk.

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Ausstellungsansicht "Ode an einen Freund", Foto: Bettina Lüdicke

 

In der Kunsthalle, einem ehemaligen Sägewerk mit eindrucksvoller Holzdecke, hängen große Gemälde von Tatjana Schülke, ihrem Lebensgefährten Claudio d'Ambrosio und von Eckhart Haisch. Zwei kleine Gemälde in delikater Farbigkeit stammen von Karen Lüderitz, beim Menzen-Porträt von der Australierin Sue Hayward taucht dessen Gesicht transparent auf Gaze auf. Die Argentinierin Clara Joris malt sich selbst als Frau, die aus Wolken Wolle macht und im Universum die Wolle spinnt. Mit dem notierten Utgard, Wohnsitz von Riesen und Trollen, spielt sie auf die nordische Mythologie an. Der polnische Fotograf Wojtek Skowron fügt eine kleine, feine und nicht bearbeitete Fotografie einer Szene in scharfem Hell-Dunkel-Kontrast bei. Skulptur und Schattenriss auf Reispapier und Tusche von Susanne Ruoff korrespondiert mit einer kleinen Arbeit von Menzen.

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Pola Brändle, Scattered 1.1, Foto Brigitte A. Volz

Unter „skulpturale Bilder“ lassen sich die Arbeiten von Margret Holz und Pola Brändle subsumieren. Von ersterer stammt eine Arbeit mit dem Titel Palimpsest, bei der es um Schichtung von verschiedenen Materialien geht wie Plastik, Malkartonstückchen und Holzscheiben, die auf feine Art bearbeitet, gezeichnet, gemalt, gekratzt sind. In den weißen Bilderrahmen von Pola Brändle sieht man auf Perlonfäden aufgeklebte, aus der Wand gebrochene Partikel unterschiedlicher Größe, die sich leicht bewegen, mit Licht und Schatten spielen und aus Abfall eine farbige Preziose kreieren.

Aus schwarz beschichtetem Kupferdraht entsteht bei Bettina Lüdicke die einzige hängende Skulptur der Ausstellung. Schlendert man an ihr vorbei, so schwingt sie leicht hin und her und eröffnet immer neue Perspektiven.

 

Vestigium culturae, Spur der Kultur, nennt Ona Tav sein skulpturales Andachtsbild. Er kennt solch religiöse Kleindenkmale aus seiner argentinischen Heimat. Wie er Maria mit dem Jesuskind in eine mit weißen Murmeln beklebte Puppe mit kleinerer Puppe auf dem Schoß transformiert, ist schön und unheimlich zugleich.

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Ona Tav, Vestigium culturae, Photo: Brigitte A. Volz

Der Italiener Giancarlo Lepore schafft mit Draht und Papier ein leichtes Wandgeflecht, was kontrastiert zu den anderen schwer gewichtigen Werken aus Stahl und Bronze.

Asri Sayrac, ein armenischer Türke, formt unglaublich filigrane Frauenfiguren aus Ton, die an die Drei Grazien erinnern. 

Der kenianische Freund Bassirou Sarr arbeitet mit Pappmaché und Sand und erzeugt Werke, die archaisch anmuten.

Jochen Bentrup nimmt spielerisch Vorgefundenes auf und verfremdet es, indem er es leuchtend blau anmalt.

In dieser Ausstellung finden unterschiedliche Nationalitäten, Generationen und künstlerische Positionen zusammen in dankbarer Erinnerung an Karl Menzen, den wunderbaren Bildhauer und Freund.

Weitere Informationen zur Ausstellung: https://kunstortlehnin.de/bildende-kunst/kunsthalle/

Dieser Artikel wurde von Ursula Karpowitsch auf Deutsch verfasst.

Über den Autor/ die Autorin

Ursula Karpowitsch

Ursula Karpowitsch interessierte sich anfangs nur für "Flachware", bis sie schimmernde Bronzen entdeckte. Für Sculpture Network schreibt sie Berichte von unseren Veranstaltungen und spannenden Ausstellungen und übersetzt Texte.

Übersetzung

Sybille Hayek

Sybille Hayek ist Lektorin und Übersetzerin. Seit 2022 unterstützt sie unser Team ehrenamtlich mit ihrem geschulten Blick fürs Detail und einer großen Liebe zur Sprache.

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