Der Friedhof als Tor zur Trauer
Wer denkt bei einem Friedhof schon an Hoffnung? Die indische Künstlerin Pallavi Paul sieht es anders. In ihrer Berliner Ausstellung How Love Moves im Gropius Bau erforscht sie noch bis zum 21. Juli 2024 wie viel Trost und Liebe auch im Abschiednehmen steckt.
In ihrer eigens für den Gropius Bau konzipierten räumlichen Installation Salt Moon hat sie auf nachgebildete Grabzeichen tröstliche Naturfilme projiziert. Sie zeigt den Friedhof als ein Tor zur Trauer, aber auch als einen Ort der Ruhe, der Erholung und des Gedenkens. Die Steine werden zu Projektionsflächen für Aufnahmen vom Leben der Tiere auf dem Delhi Gate Cemetery, einem muslimischen Friedhof in Indiens Hauptstadt Neu-Delhi. Es entsteht ein Grenzraum der Trauer, der Erinnerung und der Sehnsucht – ein Impuls, die Liebe der Abwesenden zu würdigen.
Die Idee geht auf die Erfahrungen der Künstlerin während der Corona-Pandemie zurück: „Als wir alle vom Verlust von Familie und Freunden betroffen waren“, sagt sie. Sie habe viel darüber nachgedacht, wie Liebe uns herausfordert und wie aus Leid auch Neues geboren werden kann.
Zentral für Pauls Kunst sind Videoarbeiten. Ihr künstlerischer Ansatz lässt sich an der Schnittstelle von Kino, Literatur und anhaltenden politischen Konfliktlinien verorten. Sie nutzt die Kamera, um zu hinterfragen, wie spirituelle, technologische und politische „Wahrheiten“ im öffentlichen Leben produziert und aufrechterhalten werden. Paul promovierte in Filmwissenschaften an der Jawaharlal Nehru Universität, Delhi und hat einen Postgraduiertenabschluss in Medien von der Jamia Millia Islamia Universität, Delhi.
Der Text wurde auf Deutsch von Willy Hafner verfasst.
Die Fotos stammen vom Autor.