Runde Grabsteine in Schwarz-Weiß
You Want it Darker. Noch bis Mitte Juli kann in einer Ausstellung im Friedhof Forum in Zürich über das Sterben in Form von Musik und Kunst nachgedacht werden. Die Ausstellung widmet sich dem Thema des nahenden Todes und dem Andenken an einen geliebten Menschen in Musik und in der Bildhauerei.
Seit mehr als zehn Jahren setzt sich das »Friedhof Forum« in den Büros des Friedhofs am Sihlfeld in Zürich einmal jährlich auf künstlerische und überkonfessionelle Art und Weise mit dem Sterben, dem Tod sowie dem Gedenken auseinander. Noch bis Mitte Juli geht es in den drei Ausstellungsräumen an der Aemtlerstraße um Musikerinnen und Musiker, die in der Jugendkultur groß geworden sind, nun langsam altern und ihren Umgang damit. Wie gehen älter werdende Pop- und Rockmusiker:innen mit dem unverrückbaren und somit unausweichlichen Umstand um, dass auch ihre Tage endgültig gezählt sind? Wie verändert dieses Bewusstsein ihre Lieder? Knapp 70 Jahre nach der Erfindung des Rock ‘n’ Roll gilt heute das damals ausgerufene Versprechen von ewiger Jugend und der ungezügelten Lust aufs Leben nicht mehr uneingeschränkt.
Sichtbarmachung vom Unsichtbaren
Die Sichtbarmachung des Todes zu übersetzen oder in eine greifbare Form zu bringen, ist nicht nur in der Pop- oder Rockmusik eine Herausforderung. Jede:r Steinmetz:in kann dies tagtäglich in Gesprächen mit Angehörigen und bei der Gestaltung von Grabzeichen selbst erleben. Der Tod ist kaum beschreibbar, das Gedenken an einen Verstorbenen nur schwer darstellbar. Songs von David Bowie, Johnny Cash, Nick Cave, Leonard Cohen, Ian Curtis, Joy Division, Bob Dylan, Joni Mitchell, Patti Smith, Scott Walker und Yello stehen in Zürich bespielhaft für das Abschiednehmen. Dazu zeigt die Ausstellung Werke von verschiedenen Bildhauer:innen, die zu einzelnen Songs passen. Der aus einer traditionellen Steinmetz-Familie stammende Thomas Scheibitz hat zum Beispiel einen gelben Kubus gestaltet. Er bezieht sich dabei auf Dürers Kupferstich Melancholia sowie das Stück Lullaby des US-amerikanischen Sängers Scott Walker.
Die an der Kunsthochschule Berlin Weißensee lehrende Bettina Scholz hat ein Metallobjekt mit dem Titel »Death is not the End« geschaffen, das sich mit der Unendlichkeit auseinandersetzt – der passende Song dazu stammt von Bob Dylan. Die Schweizerin Nora Fehr, die neben Bildern und Skulpturen auch Grabsteine anfertigt, hat sich unter anderem von der US-Sängerin Joni Mitchell beeinflussen lassen und aus deren Texten monochrome Bilder genäht. Kurartiert wurde die Ausstellung vom Berliner Journalisten, Publizisten und Ausstellungsmacher Max Dax. Die Idee hinter seiner Ausstellung ist, die Lieder vom Tod mittels Skulpturen, Bildern und Fotografien auf einer zweiten Ebene erfahrbar zu machen.
Am einfachsten gelingt dies beim Anhören der Songs. Die von Max Dax zusammengestellte Playlist zur Ausstellung finden Sie HIER.