Reproduced by permission of The Henry Moore Foundation, Copyright Jonty Wilde
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Das zeitlose Vermächtnis von Henry Moore

In der Welt der modernen Bildhauerei stellt Henry Moore eine unsterbliche Ikone dar, die mit ihren bahnbrechenden Skulpturen die Grenzen der Zeit überwindet. Laura Barlow, leitende Kuratorin der Henry Moore Studios & Gardens, stellte für den Online Club von Sculpture Network Moores facettenreiches Vermächtnis vor. Seine künstlerische Entwicklung, sein weltweiter Einfluss und seine kreativen Kollaborationen wurden in einer aufschlussreichen Präsentation näher betrachtet.

Perry Green: Wo Kunst auf Natur trifft

Hoglands liegt in Perry Green, Hertfordshire, und wurde während des Blitzkriegs 1940 zum ständigen Wohnsitz von Henry Moore und seiner Frau Irina, ein sehr bedeutender Punkt im Leben des Künstlers. Zunächst wurde die Hälfte des Anwesens angemietet, doch mit der größer werdenden Zahl an Aufträgen vergrößerte sich auch der Besitz an Haus und Ateliers. Im Laufe der Zeit wuchs das Anwesen auf 70 Hektar an, mit zahlreichen Studios, Wäldern, einem Obstgarten und Schafweiden. Barlow betonte die Bedeutung von Perry Green für Moore, als dem Ort, an dem die meisten von Moores Werken entstanden seien. Der Ort diente als Treffpunkt für Sammler, Galeristen und Künstler, wobei Moores Skulpturen in der freien Natur ausgestellt wurden und sich so die Grenzen zwischen Leben und Arbeit verwischten.


Reproduced by permission of The Henry Moore Foundation, Copyright Henry Moore Archive
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Henry Moore Stiftung

Die Henry Moore Stiftung, 1977 vom Künstler selbst gegründet, ist an zwei Standorten maßgeblich an der Bewahrung von Moores Erbe und der Förderung der bildhauerischen Praxis beteiligt: Studios & Gardens in Perry Green und das Henry Moore Institute in Leeds. Der digitale Werkkatalog der Stiftung ist eine umfassende Quelle, die Moores künstlerisches Schaffen während seines gesamten Lebens dokumentiert. Der Katalog umfasst nicht nur seine Skulpturen, sondern auch Zeichnungen, Wandteppiche und Textilarbeiten.

Auch wenn Perry Green das kreative Zentrum von Moores Schaffen war, finden sich seine Skulpturen in öffentlichen Räumen und privaten Sammlungen in der ganzen Welt. Diese Auftragsarbeiten sind Ausdruck der großen Bedeutung des Künstlers im Bereich der modernen britischen Bildhauerei und weit darüber hinaus. Die fortlaufende Forschung der Stiftung hat es sich zum Ziel gemacht, diese Werke in ihren historischen Kontext zu setzen und die Beziehungen Moores zu Künstlern in den verschiedensten Teilen der Welt zu untersuchen.


Frühe öffentliche Aufträge in England

Der Vortrag ging auf einige von Moores frühen öffentlichen Aufträgen ein und hob deren Bedeutung für seine Karriere hervor. Arbeiten wie „Madonna and Child‟ (Madonna mit Kind), 1943 bis 1944, Northampton und „Three Standing Figures‟ (Drei stehende Figuren), 1947 bis 1948, Battersea Park in London, waren wichtige Stationen in der Karriere des Künstlers und spielten auch eine bedeutende Rolle in der Entwicklung von Freiluftausstellungen für skulpturale Arbeiten. Eine weitere erwähnenswerte Arbeit hat den Titel „Time/Life Screen‟ (1952 bis 1953), eine Arbeit, die in das Gebäude Time & Life in London integriert wurde und Moores außergewöhnliche Fähigkeit zeigt, eine Verbindung zwischen Skulptur und architektonischem Raum herzustellen.

In den Jahren 1954 bis 1955 erhielt Moore den Auftrag für eine Gruppenarbeit der Familie Harlow. Das Werk beeindruckt durch seine charakteristische Darstellung der einzelnen Figuren und das Thema der Familie, ein Motiv, das ein fester Bestandteil im Werk des Künstlers ist. Das Thema der Arbeit passte ausgezeichnet zur Stadt Harlow, die aufgrund der wachsenden Zahl junger Familien zu dieser Zeit den Spitznamen „Stadt der Kinderwagen‟ trug.

Vom Lokalen zum Globalen

Henry Moores weltweite Präsenz unterstreicht die Anpassungsfähigkeit des Bildhauers an die unterschiedlichsten Kontexte. Sein Werk „UNESCO Reclining Figure‟ (UNESCO Liegende Figur), die 1957 bis 1958 entstand, wurde vor dem Gebäude der UNESCO in Paris errichtet. Diese Arbeit zeigt deutlich Moores Auseinandersetzung mit internationalen Ereignissen und seine gezielte Verwendung von skulpturalen Formen, um mit diesen eine tiefere Bedeutungsebene zu vermitteln. Das Kunstwerk stellt eine liegende weibliche Figur dar, die aus gemeißelten Hohlräumen gefertigt ist; die Figur wird als Sinnbild für Mutterschaft betrachtet, das die Hoffnungen der Nachkriegszeit auf eine Erneuerung widerspiegelt. Die Arbeit „Bau Centrum Wall Relief‟ (Bau Centrum Wandrelief), eine abstrakte Form, 1955 in Rotterdam entstanden, wurde in eine architektonische Rahmenstruktur eingebettet, um so die Grenzen zwischen Skulptur und Architektur noch stärker auszuloten und gleichzeitig mit der abstrakten Form zu experimentieren.

Reproduced by permission of The Henry Moore Foundation, Copyright Henry Moore Archive
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Schaut man auf die andere Seite des Ozeans, wird in der Skulptur „Reclining Figure‟ (Liegende Figur), die 1963 bis 1965 entstand und im Lincoln Center in New York City errichtet wurde, Moores Auseinandersetzung mit dem Raum deutlich und die besonderen Herausforderungen, die die Errichtung der Skulputur in einem Gewässer mit sich bringt. In Chicago schuf der Künstler eine Skulptur auf dem Gelände des ersten Atomreaktors der Welt. „Nuclear Energy‟ (Nukleare Energie), entstanden 1964 bis 1966, zeigt sein Bewusstsein für globale Themen und nimmt Bezug auf wichtige Debatten dieser Zeit. Die Skulptur verkörpert in ihrer Form ein Spannungsfeld zwischen ihrem oberen, pilzförmigen Teil und dem kathedralenartigen Sockel, welches die Dualität von schöpferischem und gleichzeitig zerstörerischem Potenzial der Kernkraft zum Ausdruck bringt. Ein weiteres bekanntes Kunstwerk, das Erwähnung findet, ist das Werk „Large Spindle Piece‟ (Großes Spindelstück), 1968, das in Jeddah (Königreich von Saudi-Arabien) im Rahmen eines bahnbrechenden Projekts als Teil eines Skulpturenparks mit Werken internationaler Künstler ausgestellt wurde. Dieses Werk, Teil einer Serie von Moores Spindelskulpturen, inspiriert von einem Feuerstein und einem Detail von Michelangelos Gemälde in der Sixtinischen Kapelle, verdeutlicht die Fähigkeit des Künstlers, seine Kunst an ganz unterschiedliche kulturelle und geografische Kontexte anzupassen.


Die Verbindung von Bildhauerei und Architektur

Laura Barlow beschrieb einige internationale Auftragsarbeiten, die Henry Moores Anpassungsfähigkeit an die unterschiedlichen architektonischen und urbanen Kontexte deutlich machten. Die Zusammenarbeit des Künstlers mit dem angesehenen Architekten I. M. Pei, der vor allem für die Glaspyramide des Louvre bekannt ist, hat die Debatte über Kunst im öffentlichen Raum maßgeblich beeinflusst und gezeigt, dass Skulpturen im urbanen Raum architektonisch ansprechend und künstlerisch bedeutsam sein können.

Reproduced by permission of The Henry Moore Foundation, Copyright Jim Murray
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„Mirror Knife Edge‟ (Washington, DC, 1977) stellt eine einzigartige Fusion von Skulptur und künstlicher Bebauung dar. Die Skulptur fügt sich nahtlos in die städtische Umgebung ein, da Pei bei der Auswahl des Modells, der Festlegung der Größe und auch des Standorts der Skulptur maßgeblich beteiligt war. Die Einbindung in die architektonische Umgebung ist gelungen, wobei die Skulptur ihren eigenständigen künstlerischen Charakter behält und so ein Gleichgewicht zwischen dem Unbelebten und dem Belebten, dem Abstrakten und dem Biomorphen geschaffen wird. „Three Forms Vertebrae‟ (Drei Wirbelformen), Dallas 1978, ist ein weiteres Beispiel für die erfolgreiche Einbindung einer Skulptur in ihr urbanes Umfeld, ohne dass die Skulptur an künstlerischer Kraft verliert.

Reproduced by permission of The Henry Moore Foundation, Copyright Henry Moore Archive
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Einfluß auf die Gegenwart

Der Vortrag endete mit der Arbeit „Reclining Figure: Arch Leg‟ (Liegende Figur: Fußgewölbe), 1969 bis 1970, die sich im Hake Open Air Museum in Japan befindet und Moores Leidenschaft für die Präsentation von Skulpturen in einer natürlichen Umgebung verdeutlicht. Zu Henry Moores letzten Werken gehören „Large Reclining Figure‟ (Große Liegende Figur), 1984, Singapur, (eine weitere gemeinsame Arbeit mit I. M. Pei) und „Large Figure in a Shelter‟ (Große Figur in einem Unterstand), 1985 bis 1986. Diese beiden monumentalen Werke gehören zu den größten, die der Künstler je geschaffen hat, wobei letzteres eine Höhe von fast 8 Metern erreicht.

Reproduced by permission of The Henry Moore Foundation, Copyright Chris Overton
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Die abschließende Fragerunde führte zu interessanten Diskussionen und Rückfragen, die Teilnehmer teilten ihre Erinnerungen an frühere Besuche in der Stiftung und erzählten von ihren persönlichen und beruflichen Beziehungen zu Henry Moore. Es kam zu aufschlussreichen Diskussionen über die Ähnlichkeiten zwischen den künstlerischen Stilen von Moore und Barbara Hepworth, über das vermutliche Maß der Beteiligung der Assistenten am kreativen Prozess und auch über die Gussformen. Diese Gespräche zeigen einmal mehr, wie bedeutsam der interaktive und für beide Seiten gewinnbringende Dialog im Rahmen des Online Clubs ist.

Mit seinen durch organische Formen und tiefe Symbolik geprägten Skulpturen entzieht sich Moores Kunst allen zeitlichen Grenzen. Die zeitlose und universelle Anziehungskraft war ein Aspekt, den der Künstler selbst sehr treffend formulierte: „Kunst ist eine kontinuierliche Tätigkeit, die eine Trennung zwischen Vergangenheit und Gegenwart nicht kennt.”

 


Reproduced by permission of The Henry Moore Foundation, Copyright John Hedgecoe
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Reproduced by permission of The Henry Moore Foundation, Copyright Bo Boustedt
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Reproduced by permission of The Henry Moore Foundation, Copyright Errol Jackson
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