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Skulpturenparks in Österreich

Auch wenn sich der Sommer seinem Ende zuneigt, so bietet dieser Monat doch noch ausreichend Gelegenheit die letzten Sonnenstrahlen zu tanken und dabei besondere Kunstwerke zu bewundern. Zwei außergewöhnliche Kunstareale in Österreich laden zum Verweilen und Genießen ein. Gemeinsam ist ihnen die tiefe Verbindung zwischen der Skulptur und der sie umgebenden Landschaft.

Weitläufige Areale, grüne Wiesen, sanfte Hügel. Die perfekte Kulisse, um Kunst und Natur in einen intensiven Austausch zu bringen, um Kunst nicht nur zu betrachten, sondern zu erleben. Zwei Skulpturenparks in Österreich bieten genau die Erfahrung: Der Österreichische Skulpturenpark des Universalmuseums Johanneum in Premstätten, und der Skulpturenpark auf dem Symposionsgelände in Enzesfeld-Lindabrunn.

Der Österreichische Skulpturenpark des Universalmuseums Johanneum wurde 2003 als Präsentationsforum für zeitgenössische Österreichische Skulptur im internationalen Kontext gegründet. Die ausgestellten Kunstwerke beschäftigen sich mit den vielfältigen Beziehungen zwischen Mensch und Gesellschaft, Natur und Kunst und zeigen ein breites formales Spektrum, von figürlicher Plastik über die Verwendung  und Verfremdung von Alltäglichem bis hin zu abstrakten Arbeiten. Die Skulpturen entwickeln ihre Sprache durch Kommunikation und Wechselwirkung mit der Umgebung.

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Tobias Rehberger, "Asoziale Tochter", 2004, Foto: Rehberger


So zum Beispiel Tobias Rehbergers  Asoziale Tochter: Ein rosafarbener abstrahierter Baum, der seine irritierende Wirkung vor allem durch die Platzierung inmitten einer Waldlandschaft erzielt. Oder Matta Wagnests Labyrinth: ein gläserner Kasten, der den Blick auf die dahinterliegende Landschaft freigibt und dennoch symbolisch auflädt. Auch Erwin Wurms Fat House spielt mit der Verfremdung des Gewohnten und Alltäglichen. Die Einbettung des Werkes, ein aufgeblähtes und dadurch deformiertes Haus, in die idyllische Landschaft steigert die Irritationskraft der Skulptur noch zusätzlich. Der Künstler spielt mittels seiner begehbaren Skulptur mit gesellschaftlich akzeptierten Normen und Sichtweisen und hinterfragt diese.

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Matta Wagnest, "Labyrinth", 2005, Foto: UMJ

Insgesamt 75 Werke von 68 Künstlern, u.a  Max Hollein, Jeppe Hein, Bernhardt Leitner, Fritz Wotruba, Franz West, Erwin Wurm, Heimo Zobernig, Michael Kienzer und Mario Terzic sind im Österreichischen Skulpturenpark zu sehen. Eine komplette Auflistung der Werke mit detaillierten Beschreibungen findet sich hier.


Der Park ist noch bis zum 31. Oktober geöffnet. Am  8. September findet das Spätsommerfest statt, bei dem der Park seine 76. Skulptur, das Werk Apparat für Park von Martin Gostner präsentiert: Drei etwa zwei Meter große, von Bäumen hängende, weiße Watte-Zapfenformen, die in ihrer Weichheit und Überdimensionalität nicht nur unsere Vorstellung von Zapfen dekonstruieren, sondern als im Außenraum platzierte Arbeiten auch skulpturale Formgebung, Materialität, Fragilität und Präsenz sowie Dauer und Vergänglichkeit untersuchen.

Ergänzt werden die Kunstwerke im Österreichischen Skulpturenpark auch regelmäßig durch temporäre Arbeiten internationaler Künstler, die am
Artists in Resident-Programm des Parks teilnehmen.

Auch am Areal des Symposions Lindabrunn wird am Wochenende gefeiert:
Der Verein Symposion Lindabrunn feiert vom 6.- 8. September sein 50jähriges Bestehen.

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Das Bildhauer-Symposion wurde 1967 unter anderem von Architekt Bildhauer Prof. Mathias Hietz und weiteren Persönlichkeiten initiiert.  Mit einem gemeinsamen Thema befassend, treffen sich hier internationale Künstler und lassen Gedanken und Ideen dazu Gestalt werden. Entstanden als Zusammenkunft österreichischer Bildhauer hat es sich als Experimentierplattform für Kunst und Architektur etabliert. Es finden regelmäßig Symposien mit nationalen und internationalen KünstlerInnen  statt, die vor allem temporäre Werke her- und ausstellen. Da die Werke zum Ende des Jahresprogramms meist wieder abgebaut werden, loht es auch, öfter vorbeizuschauen.
 

Der ganzjährig frei zugängliche Skulpturenpark ist auf einer ehemaligen „Hutweide“ angelegt, die ab den 1970er Jahren nicht mehr genutzt wurde. Durch die Beweidung sowie den kargen Boden entwickelte sich eine Trockenrasenfläche mit einzigartiger Artenvielfalt, die nun den Hintergrund für die Steinskulpturen bildet. Die hier ausgestellten Werke entstanden bei den Steinbildhauersymposien der Jahre 1967 – 1996. Vom diesjährigen Symposion sind insgesamt 5 Werke ausgestellt: 3 Betonskulpturen von Christoph Weber sowie 2 Holzskulpturen von Karin Frank. Die Werke von Christoph Weber nehmen Bezug auf das im Steinbruch vorkommende Material - mit größeren und kleinen Steineinschlüssen referieren die Skulpturen auf das „Lindabrunner Konglomerat”

Christoph Weber, 2019 © Chri Strassegger
Christoph Weber, 2019
© Chri Strassegger
Das “Tor der Erkenntnis”,1988. Auf einem Hügel stehend, überragt es das Gelände und ist im Umkreis weithin sichtbar.  © Chri Strassegger
Das “Tor der Erkenntnis”,1988.
Auf einem Hügel stehend, überragt es das Gelände
und ist im Umkreis weithin sichtbar.
 © Chri Strassegger

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Der Hinweis auf das Symposion kommt von Sculpture Network Lab-Kuratorin Eva Wolf. Sie schreibt über die Zusammenkunft: Alle gemeinsam und jeder für sich, 100% beim anderen und 100% bei sich,  gefasst im Symposium Lindabrunn.Vereint unter anderem durch den Charakter des Steins, gemeinsam im  Gelände, durch die Idee und die Aufgabe der gemeinsamen Interaktion, spricht jede Skulptur dennoch ganz und gar für sich und bleibt gleichzeitig verfügbar und zugänglich für jeden. Lindabrunn lässt zu, verhindert nicht, sondern ermöglicht auf unaufdringliche Weise Perspektiven zu entdecken und mit eigenen Ideen zu überlagern.

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Takera Narita, 1968 © Chri Strassegger

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

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Martina Fischer ist Kunsthistorikerin und Project Managerin bei sculpture network. Sie hofft auf einen schönen Spätsommer und noch ausreichend Gelegenheit zu Besuchen in Österreichs Skulpturenparks.

 

 

Titelbild: Sommerfest im Österreichischen Skulpturenpark, Foto: Universalmuseum Joanneum/F.S.K.

 

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