The Online Club: Kunst fĂĽr alle in Schweden und in der Schweiz
Von sakralen Monumenten bis hin zu allgemein zugänglichen Spielplätzen für den Geist – Skulpturen unter freiem Himmel haben unsere öffentlichen Räume schon immer geprägt. Wir präsentieren die inspirierenden Visionen zweier Institutionen, die wir im Juni in unserem Online Club vorgestellt haben.
Seit jeher haben Menschen Skulpturen im Freien erschaffen – sei es als Ausdruck ihres religiösen Glaubens oder als Symbole herrschender Macht. Im 20. Jahrhundert bot die Kunst im öffentlichen Raum mit ihren freien und offenen Formen Kunstgenuss und Reflexion für alle.  Zwei Freiluft-Skulturenausstellungen – Bad Ragartz in der Schweiz und OpenArt in Schweden – setzen diese Tradition fort und dienen als Inspiration für künftige Open-Air-Kunstausstellungen in Europa.
Zu Beginn der Veranstaltung präsentierten Rebekka Good-Hohmeister und Lukas Hohmeister die Geschichte von Bad Ragartz. Bad Ragartz, im Jahr 2000 von Esther und Rolf Hohmeister gegründet, ist eine der größten Open-Air-Skulpturenausstellungen Europas. Sie findet im Abstand von drei Jahren in Bad Ragaz, Vaduz (Liechtenstein) und im Alten Bad Pfäfers (Schweiz) statt. Die Triennale verwandelt die Orte in imposante Skulpturenparks, in denen zeitgenössische Kunst aus der ganzen Welt gezeigt wird.
Bei Bad Ragartz engagieren sich drei Generationen der Familie Hohmeister gemeinsam, wobei die Enkelkinder Rebekka Good-Hohmeister und Lukas Hohmeister zunehmend die Leitung ĂĽbernehmen.
Kunst zugänglich machen
Bad Ragartz wurde mit dem Ziel gegründet, Kunst für alle zugänglich zu machen. Seitdem fanden neun Ausgaben der Veranstaltung statt, bei denen allein im Rahmen der Triennale 2024 insgesamt 450 Skulpturen von 88 Künstlern aus 19 verschiedenen Ländern präsentiert wurden. Die Heimat des Festivals ist der 7.000 Einwohner zählende Ort Bad Ragaz im Osten der Schweiz, wobei die Triennale selbst mehr als eine Million Besucher anzieht.
Die Werke werden in der gesamten Region ausgestellt, häufig an abgelegenen Orten, wie beispielsweise Kan Yasudas Skulptur Tensin. Das etwa 15 Tonnen schwere Kunstwerk wurde aus Carrara in Italien an seinen Ausstellungsort am Rande der Schweizer Alpen transportiert.
Ein Blick in die Zukunft
Vor kurzem wurde die Initiative „Labor fĂĽr junge Kunst“ ins Leben gerufen. Sie bietet zehn NachwuchskĂĽnstler:innen im Alter von 18 bis 30 Jahren die Möglichkeit, eine Skulptur fĂĽr die Ausstellung zu realisieren. Die Initiative wird bei der Triennale im Jahr 2027 fortgesetzt. Â
Die nächste Ausgabe von Bad Ragartz, die die zehnte sein wird, leistet einen wichtigen Beitrag zur Förderung der Bildhauerkunst in der Region. Interessierte Künstler:innen können ihre Bewerbung für Bad Ragartz sowie für das „Labor für junge Kunst“ ab dem 6. Oktober 2025 einreichen.
Die Stadt in Besitz nehmen
Als Nächstes sprach Sofia Gustafsson von OpenArt und berichtete über die alle zwei Jahre in Örebro, Schweden, stattfindende Open-Air-Kunstbiennale. Die seit 2008 jeden zweiten Sommer durchgeführte Veranstaltung verwandelt die Stadt in eine Open-Air-Galerie. Hundert Künstler:innen aus der ganzen Welt stellen ihre Werke auf den Straßen, in Parks und auf öffentlichen Plätzen aus.
Ein zentrales Ziel der Ausstellung ist es, tiefgehende Interaktionen zwischen den Kunstwerken und dem Publikum zu ermöglichen. Tatsächlich laden viele der ausgestellten Skulpturen die Besucher:innen dazu ein, mit ihnen in einen aktiven Dialog und Austausch zu treten.
OpenArt startete als eine Initiative der Stadt Örebro, um den Einwohner:innen Kunst näherzubringen. Sofia beschreibt die alle zwei Jahre stattfindende Veranstaltung als eine „Eroberung der Stadt“. Während dieser Zeit treffen die Einwohner:innen Örebros täglich auf Kunst, sei es auf dem Weg zur Arbeit oder beim Einkaufen. Den Kontakt mit Kunst und Kultur zu fördern ist Teil des Gesamtkonzepts der Stadt. Seit ihrer Gründung im Jahr 2008 ist die Biennale gewachsen und verzeichnet inzwischen mehr als 160.000 Besucher:innen, die zu diesem Anlass nach Örebro kommen.
Die Biennale präsentiert 80 bis 100 Werke, in denen sich die Künstler:innen mit kritischen zeitgenössischen Fragestellungen auseinandersetzen. Die oft grellen und spielerischen Arbeiten ermuntern das Publikum, sich diesen Debatten zu stellen.
Ein Highlight aus den vorherigen Biennale-Editionen ist beispielsweise die künstlerische Installation „El Rey gick ovan el Rainbow blev en vacker Rosa, fest måltid på Ekekas Mantel” (2024) von Valeria Montti Colque. In dieser Arbeit verwandelt die Künstlerin die bestehende Skulptur des ehemaligen Königs von Schweden und Norwegen, Karl XIV. Johan, in die Göttin La Ekeka – eine Reminiszenz an den Andengott El Ekeko, der den Menschen Wohlstand bringt. So wird aus dem steinernen König eine warmherzige Ekeka.
OpenArt voranbringen
OpenArt richtet den Blick in die Zukunft und ist weiterhin bestrebt, neue Publikumskreise zu erreichen. Die Bewerbungsphase für die Biennale 2026 ist zwar bereits abgeschlossen, ab Januar 2027 ist eine Bewerbung für die nächste Ausgabe jedoch wieder möglich.
Mit OpenArt und Bad Ragartz haben wir zwei herausragende Beispiele, die die Bedeutung und den Stellenwert von Open-Air-Skulpturenausstellungen unter Beweis stellen. Sie zeigen, wie zugängliche, spannende und wirkungsvolle Skulpturen im öffentlichen Raum das Leben von Millionen von Menschen bereichern können.
Myfanwy Halton hat diesen Text in Englisch verfasst.