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Scuola di Scultura di Peccia : Ein Zentrum für künstlerischen Austausch und Weiterbildung

Sculpture Network feiert sein 20-jähriges Bestehen, und wir sind stolz darauf, in diesem Rahmen eine Institution vorzustellen, die seit nunmehr 40 Jahren (und somit doppelt so lange wie wir) kreatives Schaffen inspiriert: die Scuola di Scultura di Peccia (dt. die Bildhauerschule von Peccia) im Tessin, Schweiz. Diese offene Schule ist ein einladender Ort, an dem Anfänger, Fortgeschrittene und Profis ihre künstlerischen Talente entfalten können. Almute Großmann-Naef und Alex Naef, die Ko-Leitung der Schule, sind eng mit Sculpture Network verbunden. Hier erzählen sie ihre Geschichte.

Die Anfänge der Bildhauerschule von Peccia

Alles begann 1984, als der Bildhauer Rolf Flachsmann ein Grundstück in Peccia anmietete und sich dort eine bescheidene Behelfsbaracke und einen Werkplatz einrichtete. Bald kamen Künstlerfreund:innen, ebenfalls Bildhauer:innen, dazu, und Flachsmann begann, Kurse anzubieten. Damit legte er den Grundstein für den späteren „Spirit of Peccia“.

Alex and Almute
Alex Naef und Almute Großmann-Naef
Alex Naef, ein gelernter Steinmetz und Künstler, ausgebildet in Luzern, Hamburg und Ottersberg (Bremen), übernahm 1987 die Schule und nannte sie offiziell Scuola di Scultura di Peccia. Seiner Leidenschaft und Hingabe ist es zu verdanken, dass die Schule expandierte und sich schnell einen Namen machen und Anerkennung finden konnte. Die örtliche Gemeinschaft und die Einwohner von Peccia begrüßten das Projekt und unterstützten in den Jahren 1989-1990 den Umzug der Schule auf ein größeres Industriegelände von 3.200 m2 Fläche. Mit finanzieller Unterstützung der Schweizer Konföderation, des Kantons Tessin und von Ticino Turismo wurden zusätzliche bauliche Erweiterungen vorgenommen, um eine größere Anzahl von Studierenden aufnehmen und weitere Kurse anbieten zu können. Nach der Fertigstellung des großen Ateliers im Jahre 1994 konnte die Schule zum ersten Mal den vierjährigen berufsbegleitenden Weiterbildungskurs (WBK) in "Steinbildhauen und dreidimensionales Gestalten“ anbieten.

2001 stieß Almute Großmann-Naef zu der Schulleitung dazu und brachte ihr Fachwissen in den Bereichen Kunsterziehung und Kunsttherapie ein. Sie spielte eine Schlüsselrolle in der Entwicklung der Kurscurricula und im Schulmanagement, so dass die Schule unter ihrer Leitung ihr Renommee als führendes Zentrum für Ausbildung von Bildhauer:innen festigen konnte. In den Jahren 2004-2005 wurden alle Bauarbeiten abgeschlossen, was den internationalen Ruf von Peccia weiter beförderte.

40 Jahre herausragende Leistungen in Bildhauerei

2024 feierte die Scuola di Scultura di Peccia ihr 40-jähriges Jubiläum. In den vergangenen Jahrzehnten konnte die Schule Tausende von Kursteilnehmenden begrüßen und ihnen eine profunde Ausbildung in Steinbildhauerei und dreidimensionalem Gestalten anbieten. In den renommierten Bildhauerkursen der Schule lernen die Künstler, den lokalen Peccia-Marmor mit traditionellen Werkzeugen zu bearbeiten. Der Auftrag der Schule entspricht genau den Werten von Sculpture Network, nämlich den künstlerischen Austausch, das Lernen und die transformative Kraft der Bildhauerei zu fördern.


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Acquamorfosi, Caserma Maggia, Scuola di Scultura di Peccia, 2017

Bindungen stärken durch Sculpture Network

2007 wurde die Scuola di Scultura di Peccia Mitglied bei Sculpture Network und konnte seitdem ihre internationale Sichtbarkeit stärken und den künstlerischen Austausch und die kreative Zusammenarbeit fördern. Almute Großmann-Naef und Alex Naef sehen diese Partnerschaft als entscheidend für die Entwicklung der Schule an. „Die Bildhauerei ist mehr als nur ein Handwerk, sie ist ein Dialog mit dem Material, eine Art Kommunikation. Durch Sculpture Network konnten wir unsere Arbeit einem breiten Publikum vorstellen und gleichzeitig von anderen Künstlern und Institutionen lernen“, erklären beide.

Ein besonders prägendes Ereignis war der Sculpture Network Dialog, der im Oktober 2023 in der Kartause Buxheim als Teil der Ausstellung „Let’s talk about Sculpture“ stattfand. Damals leitete die Künstlerin Lioba Abrell eine anregende Diskussion über die geologischen und künstlerischen Dimensionen der Bildhauerei, die die Neugier der Teilnehmenden weckte und zum Austausch anregte. „Es sind diese Begegnungen – egal ob online, bei Veranstaltungen oder durch die inspirierenden Geschichten anderer Mitglieder, die uns immer wieder daran erinnern, wie wichtig Gemeinschaft und Austausch in der Kunstwelt sind“, ergänzen sie. Das offene und kollaborative Konzept dieser Schule ist ein wichtiger Teil von Sculpture Network und fördert die Innovation und den interkulturellen künstlerischen Dialog.

Almute Grossmann-Undae Aeternae
Sculpture Network Dialogue in October 2023, hosted at Karthause Buxheim

Ein Blick in die Zukunft der künstlerischen Zusammenarbeit

Die laufende Zusammenarbeit mit Sculpture Network ermöglicht es Peccia, die Rolle der Schule in der Künstlerwelt zu stärken und dabei neue Chancen für kreativen Austausch zu ergreifen. Durch ihr kontinuierliches Engagement für die Bildhauerei als Medium des Ausdrucks und des kreativen Austauschs ist die Scuola di Scultura di Peccia gut darauf vorbereitet, die nächste Generation von Bildhauer:innen zu inspirieren und zu prägen und gleichzeitig sicherzustellen, dass die bewährten Traditionen der Schule fest in der globalen Kulturlandschaft verankert bleiben. Und Sculpture Network ist stolz darauf, Peccia dabei zu unterstützen.

Ilaria Specos hat diesen Text auf Englisch verfasst.

Über den Autor/ die Autorin

Ilaria Specos

E-Mail: ilaria.specos@sculpture-network.org
Tel: +49 89 89 516 897 91
Working hours: Mon/Fri 8:30 - 13:30

Übersetzung

Elka Parveva-Kern

Elka Parveva-Kern unterstützt Sculpture Network seit 2024 als Übersetzerin - eine wunderbare Gelegenheit, ihr langjähriges Interesse an Sprachen und Kunst zu verbinden.

Galerie

Modelling
Modelling
Working on Peccia's marble
Working on Peccia's marble
X chromosome, A. Richter, Buxheim
X chromosome, A. Richter, Buxheim
Katharina Bierreth-Hartungen Geniesserin, und Heinz Brehm Himmelsleiter <br />Photo Almute Grossmann-Naef
Katharina Bierreth-Hartungen Geniesserin, und Heinz Brehm Himmelsleiter
Photo Almute Grossmann-Naef
Peter Bachmann, Let’s talk about sculpture, Johannisgarten of Kartause Buxheim
Peter Bachmann, Let’s talk about sculpture, Johannisgarten of Kartause Buxheim
Katharina Bierreth-Hartungen, Things as they are, im kloster.<br />Foto Almute Grossmann-Naef
Katharina Bierreth-Hartungen, Things as they are, im kloster.
Foto Almute Grossmann-Naef
Wolfgang Keßler, Panzersperre I, II und III in the Johannisgarten<br />Foto Almute Grossmann-Naef
Wolfgang Keßler, Panzersperre I, II und III in the Johannisgarten
Foto Almute Grossmann-Naef
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