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Arbeiten mit Schwermetall

Am 13.Dezember 2021, stellte Anne Berk, die Moderatorin des Online-Clubs, in Anwesenheit von 53 neuen oder wiederkehrenden Teilnehmenden zwei Künstler*innen des sculpture network vor. Thema des Abends: Arbeiten mit Schwermetall.

Der erste Gast, Hartmut Stielow, Gründer von sculpture network und bekannt für seine großformatigen abstrakten Skulpturen, die ausschließlich aus Stahl und Granit bestehen, gab einen detaillierten Einblick in den Prozess und die Herausforderungen, die mit der Schaffung solcher Werke verbunden sind. Georg-Friedrich Wolf, Stahlbildhauer, berichtete dagegen von einem Kooperationsprojekt mit sculpture network im vergangenen Herbst.  Er hatte zwei weitere Bildhauer*innen in seiner Darmstädter Werkstatt zu Gast, um gemeinsam zum Thema „Balance“ zu arbeiten und zu reflektieren.  

vorwärts nach hoch, Hartmut Stielow, 2019, 530 x 500 x 240 cm, Stahl und Granit, Fotonachweis: Brigitte Streicher   vorwärts nach hoch, Hartmut Stielow, 2019, 530 x 500 x 240 cm, Stahl und Granit, Fotonachweis: Brigitte Streicher

vorwärts nach hoch, Hartmut Stielow, 2019, 530 x 500 x 240 cm, Stahl und Granit,
Fotonachweis: Brigitte Streicher

Wenn Skulptur zur Poesie wird oder... Wie Hartmut Stielows monumentales Werk die Gesetze der Physik auflöst

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Hartmut Stielow bei der Arbeit

Hartmut Stielow zeigte eine Fotodokumentation einer seiner jüngsten Arbeiten „vorwärts nach hoch“, um seine Praxis und die Erfahrung der Arbeit mit Metall zu veranschaulichen. „Ein 12 Tonnen schwerer Granitblock, der auf einem 4 Tonnen schweren Stahlsockel steht! Wie können diese schweren und massiven Elemente ein solches Gefühl von Leichtigkeit und Erhabenheit vermitteln?", fragte sich Marvin Libermann, der mit dem Künstler sprach. Was verbirgt sich hinter diesen magischen Momenten, die uns sprachlos machen, wenn wir „Kunst“ begegnen?

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Herbert Nouwens en Wolf, Sculpture Symposium, BALANCE 2021

Zum Gesamtprozess von der Auftragsvergabe bis zur Enthüllung vor Ort erläuterte Stielow den enormen Arbeitsaufwand, der dem Umgang mit den Materialien und dem fertigen Objekt vorausgeht. Der surrealistisch anmutende Eindruck der Schwerelosigkeit resultiert nicht nur aus der Beherrschung des Stahls selbst, sondern im Wesentlichen aus einer tiefgreifenden konzeptionellen Vorarbeit. Hartmut Stielow gibt zu, dass diese komplexen Überlegungen und notwendigen Berechnungen in der Regel für viele schlaflose Nächte sorgen. Der Moment der Wahrheit: der letzte Schritt, wenn der massive Steinblock genau passen und von seinem Sockel gehalten werden muss.

Hinter der Schönheit der reinen, minimalistischen Linien der Skulptur steckt nicht nur die Hand einer Meisterin / eines Meisters, sondern auch der scharfe Verstand der Künstlerin / des Künstlers.

Ein Schlüssel zum positiven Wandel: Lehren aus dem Workshop „Halle 109“ in Darmstadt

„Gemeinsam stärker“... So könnte das Fazit des von Georg-Friedrich Wolf organisierten Workshops im vergangenen Oktober gelautet haben. Interessiert an einer weiteren künstlerischen Auseinandersetzung und gewillt, nach längerer Korona-Isolation Kontakte zu reaktivieren, initiierte Wolf mit Unterstützung von Anemone Vostell (BAM: Kunstförderverein) eine Kooperation mit sculpture network. Ziel war es, interessierte Künstler*innen zu finden, die von seinem Atelier (Halle 109) aus an einem gemeinsamen Projekt zum Thema „Balance“ arbeiten. Die deutsche Bildhauerin Suzanne Rowers, die sich auf Materialwissenschaften spezialisiert hat, und der niederländische Stahlbildhauer Herbert Nouwens folgten dem über sculpture network verbreiteten offenen Aufruf und kamen am 23. September zu Georg-Friedrich in die Halle 109. Eine Woche lang teilten sie Raum, Zeit, Werkzeuge, Materialien, Ideen und vor allem viele Momente der Geselligkeit. Gemeinsam organisierten sie als Team eine 3-tägige Ausstellung und boten Kurator*innenführungen und Künstler*innengespräche an.

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Sculpture Symposium, BALANCE 2021

 

Ganz im Sinne des sculpture network ist es Georg-Friedrich Wolf gelungen, mit gleichgesinnten Künstler*innen neue Kontakte zu knüpfen, sich auszutauschen und neue Inspirationen für neue Werke zur Freude der Kunstliebhaber*innen zu gewinnen. „Gemeinsam stärker“ fasst daher das Happy End dieser wunderbaren Zusammenarbeit gut zusammen. Ein herzliches Dankeschön an Georg-Friedrich Wolf, der diese inspirierende Erfahrung im Online Club geteilt hat!

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Suzanne Roewer, Sculpture Symposium BALANCE 2021

Mehr zu den Gäst*innen des online club

https://de.m.wikipedia.org/wiki/Hartmut_Stielow
https://www.galeriekornfeld.com/text/susanne-roewer
https://www.wolf-werk.com/de.symposium.html
https://herbertnouwens.nl/projecten/?lang=en
https://anemone-vostell.com/

 

 


Autorin: Laure Debouttiere

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Kunsthistorikerin und unabhängige Forscherin mit Sitz in Moskau.

Übersetzung: Andreas Schnietz

 

Januar 2022

 

 

Titelbild: Wolf-Werk, The Missing Piece Weltenbild, 2012

Galerie

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