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Václav Rezác in Japan

Václav Rezác ist der Vertreter einer bedeutenden Generation tschechischer Künstler, die in den neunziger Jahren an berühmten Glasschulen studierten. Von 1991 bis 1995 lernte er heißes Glas an der Glasschule in Zelezny Brod. Danach war er bis 2001 Student in der Glasabteilung von Prof. Vladimir Kopecky an der Prager Kunstakademie für Architektur und Design.

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Václav Rezác, "Autumn Sky", 2019, 40 x 75 x 78 cm, 40 kg
Während seiner Studienzeit widmete Rezác sich vor allem dem heißen Glas und zwar vorrangig, um es auf seine ganz persönliche Art zu bearbeiten. Nach seinem Studium war er an verschiedenen Projekten unter anderem bei Lhotsky Glas (die tschechische Firma schuf einen Glas-Sarkophag für die dänische Königsfamilie) beteiligt und entwickelte seinen individuellen Stil. Derzeit hat er einen Lehrauftrag an der technischen Universität in Liberec.
 
Im Jahre 2016 wurde Rezác für drei Jahre als Gastdozent am renommierten Toyama Glasinstitut in Japan eingeladen. Das 1991 gegründete Institut hat sich von Anfang an zum Ziel gesetzt, herausragende Glaskünstler vor allem auch aus Tschechien einzuladen, um japanische und internationale Student/innen zu unterrichten. Die Bedingungen für wechselseitige Einflüsse sind in Toyama perfekt. Die Schule ist eine städtische Einrichtung und bestens ausgestattet. Die Studenten zahlen für den Unterricht. Gleichzeitig bietet das Institut freie Kapazitäten für Künstler und Kunsthandwerker zur Miete an.
 
Václav Rezác, "Pink", 2019, 83 cm Dia, 50 kg
Václav Rezác, "Pink", 2019,
83 cm Dia, 50 kg
 
Václav Rezác favorisiert das japanische Prinzip der umfassenden Ausbildung, wonach jeder Künstler ein echter Meister ist und befähigt, ein Werk von der Idee bis zur Ausführung durch alle Stadien souverän und mit persönlichem Einsatz zu verfolgen. Während seines dreijährigen Japanaufenthalts schuf er eine großartige Werkgruppe inspiriert von einem tiefen Verständnis der europäischen und japanischen Tradition. Dabei verbindet er künstlerische Vision und technologische Herausforderung mit meisterhafter Handwerklichkeit.
 
Václav Rezác, "Columns", 2019, 27 x 26 x 35 cm, 8 kg
Václav Rezác, "Columns", 2019,
27 x 26 x 35 cm, 8 kg
Die Grundformen sind meistens geometrisch und entstehen im Ofen. Dann folgen Schliff und Politur. Die endgültige Form entsteht wiederum in einem heißen Prozess, wobei flüssiges Glas auf die kalte Oberfläche trifft. Strenge Geometrie trifft dabei auf eine schwer vorhersehbare Spontaneität. Dadurch entsteht überraschend Harmonie aus einem scheinbaren Gegensatz. Farbe ist ein besonderer Aspekt in diesem anspruchsvollen Projekt. Manche Arbeiten sind vollkommen farblos (denn schwarz und weiß sind tatsächlich keine Farben und das Kristallglas ist durch und durch transparent). Andere scheinen in Urangrün oder beruhigen mit ihrer zarten Pinkfärbung. Die Ausstrahlung der gesamten Werkgruppe wird gesteigert, weil jedes Stück auf Anhieb überzeugt. Und die Betrachtung winziger Details bietet Kunstgenuss ohne Ende. Die Titel der Arbeiten beziehen sich auf japanische Kultur, alte Architektur und auf die Natur.
 
Autor: Jaroslav Polanecky
Der Artikel wird im Rahmen unserer Zusammenarbeit mit GLASHAUS – Internationales Magazin für Studioglas 2/2020 veröffentlicht.
 
Titelbild: Václav Rezác, "Black Calm", 2019, 35 x 15,5 x 7 cm, 5 kg
Fotos: Václav Rezác

Galerie

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