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Vom Norden in den tiefen Süden: zwei italienische Beispiele für die Verbindung von Kunst und Natur

Unser Koordinator für Nordost-Italien Nicola Valentini nimmt uns mit auf eine Tour durch Italien und gibt uns zwei Insidertipps was AnhängerInnen zeitgenössischer Kunst an den Rändern Italiens nicht verpassen sollten: in Trentino, Südtirol und auf Sizilien.

Keine Frage, Italien hat Natur- und KunstliebhaberInnen viel zu bieten. Die Landschaft ist sehr inspirierend und jede Region ist voll von natürlichen und künstlerischen Schönheiten, die man einfach in Fotografie oder Gemälden festhalten muss.
Es ist daher nicht überraschend, dass die Halbinsel auch dutzende Skulpturenparks zählt, darunter einige auf internationalem Niveau. Historische Landschaftsgärten, Wälder und städtische Parks wurden in malerische Freiluft-Galerien verwandelt, in denen BesucherInnen zwischen den Werken zeitgenössischer Meister flanieren. Hier sind die zwei Tipps unseres italienischen Skulpturenexpertens:

Arte Sella – Der zeitgenössische Berg

Michelangelo Pistoletto, Arte Sella
Michelangelo Pistoletto, Third Paradise.
Foto: Ilaria Specos

„Der erste Skulpturenpark, den ich denjenigen, die im Nordosten Italiens reisen, für einen Besuch empfehlen würde ist Arte Sella in Borgo Valsugana (Trento).“, informiert uns Nicola. „Ich kann nicht sagen, ob er, in einem absoluten Sinne, der beste Skulpturenpark ist oder ob er die schönsten Ausstellungsstücke hat, aber eines ist sicher: der Ort erobert, dank der allgemein exzellenten Beschaffenheit des Projekts, ein bunt gemischtes Publikum.“, fährt er fort. Und wir könnten ihm nicht mehr beipflichten! Was als eine Art zweijährig stattfindendes Festival in den 1980er Jahren begann, wurde in der Folgezeit eine Dauerausstellung an drei verschiedenen Orten der Sella Valley, ca. eine Autostunde von Trento entfernt. Jedes Jahr sind internationale KünstlerInnen dazu eingeladen, Werke zu schaffen, die mit den Bergen in Dialog treten und von der Natur aufgesaugt werden.

Jaehyo Lee, 0121-1110=115075, 2015; Arte Sella
Jaehyo Lee, 0121-1110=115075.
Foto: Ilaria Specos

Das Ergebnis ist eine große Harmonie zwischen der natürlichen Umwelt und menschlicher Einmischung. Heute ist Arte Sella eine international bekannte Ausstellung, die sich kontinuierlich entwickelt und Zusammenarbeiten zwischen den MeisterInnen der Kunst in der Natur wie Nils Udo, Arne Quinze, John Grade und Michelangelo Pistoletto fördert. Das repräsentativste Werk des gesamten Parks ist die beeindruckende und ikonische Tree Cathedral von Giuliano Mauri, ein konzeptuelles Werk, das die tiefe Spiritualität, die den Ort umgibt, perfekt ausdrückt.

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Giuliano Mauri, Cattedrale Vegetale, 2001 - Copyright Arte Sella. Foto: Giacomo Bianchi


Die Stadt Gibellina – Sizilien

Kein Skulpturenpark im allgemeinen Sinne des Wortes, aber eine ganze Stadt, die mit Installationen vieler internationaler KünstlerInnen übersäht ist: „Die Stadt Gibellina (Provinz Trapani) ist eine der atmosphärisch spannendsten Gegenden Italiens.“, versichert uns Nicola, der Sizilien bei einem Motorradtrip vor einigen Jahren besuchte.

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Alberto Burri, Cretto di Burri. Foto: Nicola Valentini

Die Stadt wurde 1968 tragischerweise durch ein Erdbeben berühmt, das Gibellina zerstörte. Das alte, beschädigte Zentrum wurde verlassen und in den 1980er Jahren zu Cretto di Burri umgewandelt, ein emotionales Landschaftskunstwerk des Künstlers Alberto Burri. Das Werk, ein großer Betonkasten, der 12 Hektar des alten Gibellina bedeckt, steht über den Resten der alten Stadt und dies allein macht die Reise nach Sizilien lohnend. Die tiefe Stille, die die Gassen umgibt, ist surreal und lädt mit Mitgefühl zum Reflektieren der unausweichlichen Kraft der Natur ein.

Die aktuelle Stadt, die als Gibellina Nuova bekannt ist, wurde ca. 11 Kilometer von der vorherigen entfernt errichtet. Prestigeträchtige Stadtplaner, Architekten und große italienische Künstler wurden eingeladen am Dream in Progress mitzuarbeiten, wie das Projekt genannt wird. Sie erschufen eine Stadt mit breiten Straßen, die von Plätzen, öffentlichen Gärten und postmodernen Gebäuden umgeben sind. Moderne Skulpturen, die jeden Platz und jede Kreuzung schmücken wurden von KünstlerInnen gestiftet.

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Alberto Burri, Cretto di Burri. Foto: Nicola Valentini

Beide Städte, alt und neu, sind sehenswert, denn „sie sind starke Symbole, auch wenn sie nicht perfekt sind. Sie zeigen, wie eine Stadt, die von einem Erdbeben zerrissen wurde, sich mittels Kulturpolitik eine neue Identität schaffen kann. Gibellina ist das stärkste Beispiel öffentlicher Kunst, das ich je in Italien gesehen habe.“, schließt Nicola.

 


Coverbild: Giuliano Mauri, Tree Cathedral. Foto: Giacomo Bianchi - Copyright Arte Sella

 

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