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Kunst-Biennale Venedig 2019: Der Bildhauer Jimmie Durham erhält den goldenen Löwen für sein Lebenswerk

Jimmie Durham (*1940) gilt auf der Biennale schon fast als Stammgast. Über fünf Mal hat er dort in den letzten 20 Jahren ausgestellt. Dieses Jahr wird er mit dem goldenen Löwen für sein Lebenswerk belohnt.

"May You Live In Interesting Times“ („Mögest du in interessanten Zeiten leben") lautet das diesjährige Motto der 58. Kunst Biennale in Venedig. Die Entscheidung, Jimmie Durham den goldenen Löwen für sein Lebenswerk zu verleihen, passt zum diesjährigen Thema. Ralph Rugoff, der dieses Jahr die Kunst-Biennale kuratiert und Jimmie Durham für den Preis vorschlug, bezeichnet ihn als einen Künstler, der „sich stets bemüht hat, neue, originelle und sinnvolle Wege zu finden, um die politischen und sozialen Kräfte anzusprechen, die die Welt, in der wir leben, geprägt haben“. Seine Kunst sei „kritisch, humorvoll und zutiefst humanistisch zugleich”.

Jimmie Durham ist Cherokee-Indianer, das behauptet er zumindest. Denn die Cherokee-Gemeinde verneint seine indigene Identität. Nichtsdestotrotz hat sich Durham über die letzten 50 Jahre für die Rechte indigener Völker engagiert. Nachdem er sich als Mitbegründer und Vorsitzender des International Treaty Council bei den Vereinten Nationen einsetzte, beschloss er, nur noch durch das Spektrum seiner Kunst zum politischen Kampf beizutragen. Durham war der Meinung, er könne durch seine Kunst viel mehr bewirken als in der Politik.

Jimmie Durham sculpture: Eurasian Lynx
Jimmie Durham, Eurasian Lynx (2017), Lynx skull, cotton, leather, Murano glass, metal, wire, plastic, 136 x 61 x 70 cm. © Nick Ash

 

Durham ist schon seit 1964 als Bildhauer aktiv. Neben seinen Skulpturen nutzt der Künstler auch andere Medien wie Zeichnungen, Collagen, Fotografien und Videos. Er nahm an Ausstellungen wie der Biennale in Venedig und der Documenta in Kassel teil und wurde 2016 mit dem Kaiserring der Stadt Goslar ausgezeichnet.

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Jimmie Durham. Foto: William Nicholson

Seine Werke wollen die politischen und kulturellen Kräfte auf die Geschichte der Unterdrückung, die Sinnlosigkeit der Gewalt und die Machtlosigkeit der Minderheiten der Welt aufmerksam machen. Seine Kunst ist getrieben von der Befreiung fester Identitätszuschreibungen. Im Laufe seines Lebens hat er sich in seinem künstlerischen Schaffen von den etablierten Codes des Selbstporträts lösen wollen, stets mit der Absicht, nicht in die Falle der selbstreferenziellen Kunst zu verfallen. Die meisten seiner Werke sind von einem Text begleitet, Poesie und Kunst verschmelzen. Über seine Selbstporträts sagte Durham einst, dass nichts wahrhaftig, aber auch absolut nichts eine Lüge sei. Irgendwo dazwischen situiert sich auch seine Kunst.

Bekannt sind unter Anderem seine Tierskulpturen, Wildtierskulpturen genauer gesagt. Tierschädel, wie zum Beispiel von einem Elch und einem Bison, starren den Zuschauer an. Die Tierkörper bestehen aus Blech, Holz und Metalldrähten. Eine Schicht aus Pappmaschee und Wolldecken bedecken die nackten Körperkonstrukte. Auch hier spielt Durham wieder künstlerisch mit der Identität seiner Ausstellungsobjekte. Sie sind Tier und abstrahiertes Kunstwerk zugleich, eine verfälschte Abbildung eines real existierenden Lebewesens. Letztendlich bleibt die Frage nach dem Gezeigten dem Zuschauer überlassen, denn schließlich ist doch alles nur eine Frage der Ansicht.

Die Preisübergabe findet während der Eröffnungszeremonie am 11. Mai in der Ca' Giustinian, dem Hauptsitz der Biennale mitten in Venedig, statt. Der heute in Europa lebende Künstler wird wie die Jahre zuvor auf der Biennale, keine Nation repräsentieren. Er bleibt der Definition seiner selbst treu: „Heutzutage klingt es dumm zu sagen: „Ich bin ein Weltbürger". Ich denke nicht, dass ich ein Bürger bin. Ich denke, ich bin ein Heimatloser in der Welt".

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Padiglioni Centrale Giardini, Venedig. Foto: Francesco Galli

 

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Autorin: Carlotta Aubenque

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