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EGS schreibt Geschichte mit drei Buchstaben

Finnlands international bekanntester Graffiti-Künstler entdeckt in der Kunst der Glasbläser eine neue Ausdrucksform. Im kommenden Februar wird eine Ausstellung im Finnischen Glasmuseum eröffnet mit Glas, Graffiti und Fotografien von EGS. „Glaskunst soll diesmal anders dargestellt werden als immer nur in Vitrinen“, meint der Künstler.

EGS wurde 1974 in Helsinki geboren und wurde zu einem der erfolgreichsten finnischen Künstler seiner Generation und einem der best vernetzten Graffiti-Künstler weltweit. Und dies obwohl er als Person anonym bleibt. In den letzten Jahren hat EGS sein Repertoire auf das Glas ausgedehnt und mit seinen neuen Arbeiten international Interesse geweckt. „Writing Stories with Three Letters“ zeigt Arbeiten in verschiedenen Glastechniken.In typischer EGS-Manier beziehen die Arbeiten sich auf gesellschaftliche Themen und Veränderungen. „Ich habe dreißig Jahre lang eine völlig bedeutungslose Kombination von drei Buchstaben gemalt und erlaube mir heute ein tieferes Level zu betreten“, sagt EGS.

Glaskunst und Graffiti sind schweißtreibende Arbeiten, und beide fristen ein Randdasein. Glaskünstler und Glasbläser waren für die Internationalität der finnischen Kunst und für den Erfolg des finnischen Design von großer Bedeutung. Finnland ist bekannt für seine ausgezeichnete Glaskunst. „Die Meister der finnischen Glaskunst haben Finnland seinen Platz auf der Weltkarte gesichert. Es war eine unglaubliche Chance in den gleichen Einrichtungen zu arbeiten wie die Menschen, deren Ausdrucksformen so einzigartig und visionär sind. Wir haben voneinander viel gelernt.“ (EGS)

EGS, „Fingerprint Mountains“, 2019. (Photo: Glass Museum Riihimäki)
EGS, „Fingerprint Mountains“, 2019. (Foto: Glass Museum Riihimäki)

 

Netzwerk und Teamarbeit sind wesentlich für die Glaskunst. Designer brauchen den Glasbläser. Ihre Arbeit gründet auf guter Interaktion und gegenseitigem Respekt. „Die Graffiti-Kunst war immer schon ein Randphänomen, jetzt steht in Europa auch die Kunst des Glasblasens auf dem Prüfstand. Die Suche nach guten Glasbläsern erinnert stark an die 90er Jahre als die noch vereinzelten Graffiti-Künstler sich suchten um voneinander zu lernen. Ein verbindendes Element waren u.a. die physischen Gefahren. Schweißtreibend und anstrengend ist die Arbeit dieser Künstler.“ (EGS)

Riihimäki spielt sowohl im Glas als auch in der Graffiti-Kunst eine besondere Rolle. Die Sammlung des finnischen Glasmuseums beherbergt eine Reihe äußerst seltener Glasarbeiten, und das Museum ist ein wichtiges Zentrum auch für internationale Glaskunst. Das Museumsgebäude in Riihimäki war ursprünglich im Jahr 1914 als Torffabrik gebaut. Später war dort unter anderem eine Glashütte und schlussendlich die Kristallfabrik von Riihimäki. Das finnische Glasmuseum übernahm 1980 die Räumlichkeiten. Das Museum und seine Dauerausstellung wurde vom akademischen Künstler Tapio Wirkkala entworfen. Die EGS-Ausstellung wird in der großen Ausstellungshalle des Museums eingerichtet, wo seinerzeit das Glas geblasen wurde. In dieser Halle gab es schon Einzelausstellungen großer finnischer Künstler/innen von Oiva Toikka bis Nanny Still und von Kaj Franck bis Helena Tyrell.

Mit seinen Zügen und dem Verschiebebahnhof ist Riihimäki auch mit der finnischen Graffiti-Kunst verbunden. „Vor Jahrzehnten fuhr ich nach Riihimäki, um Graffitti auf Züge zu malen. Und jetzt fahre ich mit dem Zug um Meister-Glasbläser zu treffen. Die gleiche Stadt dient wieder als Bühne für etwas Neues und gibt damit dem was ich tue ein zusätzliches Gewicht. Du denkst von einem anderen Blickwinkel über das nach, was du in deiner Jugend gemacht hast. Dieses Bewusstsein überträgst du auf eine neue Weise in die Kunst. Wenn diese Ausstellung hoffentlich einige Graffiti-Künstler anzieht, bekommt die Zugfahrt nach Riihimäki für manch einen eine andere Bedeutung als früher.“ (EGS)

 

   EGS vor Graffittibild
EGS vor Graffittibild

 

 

 

EGS begann seine Karriere in den späten 80er Jahren. Er studierte Graffiti als Kunstform: seine Stile, seine Geschichte und Tradition. Seit einigen Jahren ist er dabei, die Grenzen zwischen Straßenkunst und Galerienkunst zu hinterfragen und seine Ausdrucksformen über Graffiti hinaus auszuweiten. Im Jahr 2018 lud der finnische Kunstverein EGS ein zu einer Einzelausstellung in der Kunsthalle von Helsinki. Es war das erste Mal, dass ein Graffiti-Künstler eine Einzelausstellung in einem Museum für nordische Kunst bekam. Die Eröffnung zog das größte Publikum an in der Geschichte der Kunsthalle von Helsinki, und die Ausstellung wurde von 15000 Besucher/innen gesehen. Arbeiten von EGS finden sich in Finnlands führenden Sammlungen moderner Kunst und werden in Galerien und Museen von London bis New York und von Sydney bis Stockholm gezeigt. EGS malt weiterhin auf Straßen und Bauruinen. Es gibt von ihm keine Fotos. Er zeigt sein Gesicht nicht und hält seine Identität geheim.

 

Autorin: Uta Laurén

Der Artikel wurde im Rahmen unserer Zusammenarbeit mit GLASHAUS – Internationales Magazin für Studioglas 4/2019 veröffentlicht.

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