„Bildhauer Karl“ – Lagerfeld und Skulptur?!
“I’m very much down to earth. Just not this earth.“ But which earth, Karl? Nach seinem Tod bleibt Karl Lagerfeld als Modezar, großer Designer, wichtiger Impulsgeber der Modewelt und herausstechende Persönlichkeit mit oftmals zynischer Zunge in Erinnerung. Doch hat er auch mal einen Abstecher in die Welt der Skulpturen gemacht?
„Wer eine Jogginghose trägt, hat die Kontrolle über sein Leben verloren“, „Ich hasse das Wort billig. Menschen sind billig, Bekleidung ist dagegen teuer oder preiswert“. Wegen solcher und anderer Zitate wurde Karl Lagerfeld geliebt oder gehasst – wie dem auch sei, sie sind trotzdem eines seiner vielen Markenzeichen geworden. Er war ein Modeschöpfer, der nicht nur mit seiner Mode polarisierte, sondern vor allem mit seiner Persönlichkeit. Ob man ihn als Modezar, Genie, Zyniker, Designer oder auffallende Persönlichkeit kennt, mit der Welt der Skulptur bringt man den “Kaiser Karl” grundsätzlich erstmal nicht in Verbindung. Aber wird ihm das wirklich gerecht?
Im Jahr 1933 (sein Geburtsjahr ist nicht eindeutig belegt, es wird zwischen den Jahren 1933 und 1938 spekuliert, jedoch deuten die meisten Quellen auf das Jahr 1933 hin) in Hamburg geboren, wurde Karl Lagerfeld in der französischen Modewelt der 50er Jahre des 20. Jahrhunderts bekannt.
Damals begann er seine Arbeit bei Modegrößen wie Balmain, Patou, Chloé und Fendi, bis er dann 1983 zum Kreativdirektor des Modehauses Chanel wurde und der Marke bis zum Schluss treu blieb. 85 Jahre geworden, ein Modeimperium hinterlassen und zurecht als Kreativkopf und einer der größten Künstler der Modewelt gefeiert. Doch was ist mit der Skulptur-Szene?
Schauen wir zurück auf die Jahre 2011 und 2018 finden wir tatsächlich Verbindungen von Lagerfeld und der dreidimensionalen Kunst.
2011 designte Karl Lagerfeld gemeinsam mit dem Meister-Chocolatier Patrick Roger und Langnese eine Hotel-Suite im Pariser Luxus-Hotel „La Réserve“ aus Schokolade. Dabei wurden ein Schreibtisch, ein Teppich, ein Bett, eine Tagesdecke und sogar ein Kissen mit Spitze von dem Modezar persönlich entworfen und von Roger aus belgischer Magnum-Schokolade modelliert. Ein besonderer Augen- bzw. Mundschmaus war die Schokoladen-Skulptur von seiner Muse Baptiste Giabiconi auf dem Schokoladenbett – zum Anbeißen!
2018 folgte dann die Eröffnung seiner ersten und letzten Skulptur-Ausstellung in Paris in der Carpenters Workshop Gallery. Hier präsentierte er seine Kollektion mit dem Titel Architekturen, die Tische, Lampen, Konsolen, Springbrunnen und Spiegel umfasst und laut „Karl“ - wie der Designer sich seit jüngsten Jahren gerne selber vermarktete und aus seinem Namen eine Marke machte - von der Antike und der griechischen Architektur inspiriert wurde. Um seine Stücke, die in Zusammenarbeit mit der Designerin und Architektin Aline Asmar d’Amman geschaffen wurden, zum Leben erwecken zu lassen, benutzte er Naturstein – sogar einen ganz besonderen. Es handelt sich hierbei um zwei Marmorsorten: „Arabescato Fantastico“ und „Nero Marguina“. Und als ob man es nicht anders erwartet hätte, ist der Erstere der beiden Marmore, einer der seit dreißig Jahren nicht mehr abgebaut wurde.
Wie man auf den Fotos sehen kann, hat Lagerfeld sich auch hier an seine bevorzugten Farben gehalten und ist sich treu geblieben – schwarz und weiß sind in allen Bereichen seiner Kunst und seines eigenen Kleidungsstils ebenfalls zu seinem Markenzeichen geworden.
Die skulpturalen Arbeiten sind limitierte Editionen mit acht Exemplaren in beiden Farben und vier Künstler-Entwürfen, die allesamt von italienischen Künstlern bearbeitet und poliert wurden, nachdem sie von CNC-Robotern gefertigt wurden.
Also doch! Karl Lagerfeld hat auch einen Abstecher in die Welt der Skulpturen gemacht – gut für ihn, denn er hätte eine wertvolle Welt verpasst.
Streiten darüber, ob die Modewelt und die Models, mit oftmals gemachten, weil durchtrainierten oder dünnen Körpern, mit den angezogenen, auf sie zugeschnittenen Kleidungsstücken, auf gewisser Weise eine reale Form der Skulptur darstellen, kann man sich. Sicher ist, dass Karl Lagerfeld viele Welten der Kunst geprägt hat und in zahlreichen Formen auch nach seinem Tod in Erinnerung vieler Menschen aus „unterschiedlichen“ Welten und doch der einen Welt bleiben wird. Dann wird auch sicher sein Wunsch in Erfüllung gehen, den er zu Lebzeiten formulierte: „Ich finde es besser, wenn sich Leute im Grab umdrehen, als ewig zu ruhen.“
Karl Lagerfeld | Kein Titel II 2018 Marble Nero Marquina H90 L230 W60cm /H35.4 L90.5 W23.6 IN limitierte Edition of 8 + 4 AP © Carpenters Workshop Gallery
Autorin: Natalia Nedza
Die "Neue" bei sculpture network, Kunstliebhaberin und Modeinteressierte. Mir ist es eine Freude Ihnen und Euch eine andere, weniger bekannte Seite von Karl Lagerfeld zu präsentieren.
Titelbild: Karl Lagerfeld designt für Magnum Hotel-Suite aus Schokolade (01.05.2011), Frankreich © Langnese