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Die 15 erfolgreichsten Künstlerinnen im Bereich Dreidimensionale Kunst – Wer ist Ihre Favoritin?

Der Internationale Frauentag – ein Synonym für den Kampf um Gleichberechtigung, das Wahlrecht für Frauen und die Emanzipation von Arbeiterinnen. Doch sind diese Themen in unserer heutigen Gesellschaft überhaupt noch aktuell? Diese Frage haben wir uns im Team von sculpture network auch gestellt und nachgeforscht, wie es eigentlich um weibliche Kunstschaffende der Dreidimensionalen Kunst gestellt ist.

Als wir mit der Recherche beginnen, wird sofort klar, wie schwierig es ist, online dieser Frage auf den Grund zu gehen. Also beschließen wir, die Zahlen für uns sprechen zu lassen und machen uns dabei die weltweit größte Kunstdatenbank im Internet zu Nutze. ArtFacts  sammelt seit seiner Gründung im Jahr 2001 weltweit Daten zum Kunstmarkt, archiviert, veröffentlicht und analysiert diese. KünstlerInnen werden dann mittels eines komplexen Algorithmus zueinander in Beziehung gebracht. Der Algorithmus basiert darauf, dass jede Ausstellung ein unterschiedliches Gewicht in der Kunstwelt hat. Ergebnis dessen ist das sogenannte Artist Ranking. Zwar heißt es doch immer so schön, man solle keiner Statistik vertrauen, die man nicht selbst gefälscht hat, doch sind wir wahrlich geschockt von dem Ergebnis. Als wir uns die 15 besten, noch lebenden Künstlerinnen der Kategorie Dreidimensionale Kunst ansehen, ergibt sich eine Spannbreite des globalen Rankingwertes von Platz 21 bis hin zu Platz 263. Das zeigt uns, wie schlecht Frauen in diesem Ranking positioniert sind. Also machen wir eine Gegenprobe und werfen einen Blick auf die ersten 15 Top-Institutionen, die uns Artfacts bietet. Wir durchstöbern einige Zeit die laufenden und kommenden Ausstellungsprogramme und machen dabei einige interessante Feststellungen: halten sich der Frauen- und Männeranteil bei Gruppenausstellungen noch annähernd die Waage, liegt der Trend bei Einzelausstellungen deutlich bei den Männern. Es scheint sich also zu bestätigen, dass die Kunstwelt – zumindest was den öffentlichen Teil im Ausstellungsbetrieb angeht – bis heute deutlich von Männern dominiert wird. Eine weitere Bestätigung dieser Annahme erhalten wir an ganz anderer Stelle.

National Museum of Women in the Arts
2019 Women's March on Washington Free Community Day
Photo by Kevin Allen, Courtesy of the NMWA

Bei unseren Recherchen stoßen wir auf das Nationalmuseum der Frauen in der Kunst (NMWA)  – das einzige große Museum der Welt, das sich ausschließlich der Förderung von Frauen in der Kunst widmet. Die Idee für das National Museum of Women in the Arts in Washington D.C. entstand aus einer einfachen, aber selten gestellten Frage, die uns recht bekannt vorkommt: Wo sind alle Künstlerinnen? Die Gründer von NMWA, Wilhelmina Cole Holladay und Wallace F. Holladay, begannen bereits in den 1960er Jahren mit dem Sammeln von Kunst. Zu dieser Zeit kamen erste Diskussionen über die Unterrepräsentation von Frauen und verschiedenen ethnischen Gruppen in Museen und bedeutenden Kunstausstellungen in Fachkreisen auf. Unter den ersten, die diesen revisionistischen Ansatz beim Sammeln anwendeten, verpflichteten sich die Holladays nunmehr seit über 20 Jahren, Kunst von Frauen zusammenzubringen. Das Nationalmuseum der Frauen in der Kunst wurde schließlich im November 1981 als privates, gemeinnütziges Museum gegründet. Die Holladay Collection wurde zum Kern der permanenten Sammlung der Institution. NMWA plädiert bis heute für eine bessere Vertretung von Künstlerinnen und dient als ein wichtiges Zentrum für Denkführung, gesellschaftliches Engagement und sozialen Wandel. Dabei spricht das Museum das Ungleichgewicht zwischen den Geschlechtern bei der Präsentation von Kunst an, indem es wichtige Künstlerinnen der Vergangenheit ans Licht bringt und gleichzeitig großartige zeitgenössische Künstlerinnen fördert.

Um auf diesen Umstand demonstrativ aufmerksam zu machen, haben wir beschlossen unter den 15 besten, noch lebenden Künstlerinnen der Kategorie Dreidimensionale Kunst ein eigenes Voting für die 3 beliebtesten Künstlerinnen zu initiieren. Machen Sie mit und stimmen Sie für ihre Favoritin!

Choose your favourite female artist (for bio and art works see article below)

Choose your favourite female artist (for bio and art works see article below)
  1. Rosemarie Trockel (deutsch, geb. 1952) befasst sich mit feministischen Themen und mit Theorien der Sexualität, Kultur und künstlerischer Produktion. Stark beeinflusst von Joseph Beuys, interessiert sie sich für das Groteske. So erinnern viele ihrer Werke an den späten Surrealismus.
    Rosemarie Trockel, As far as possible (2012), weiß gekachelter Raum mit Kunstpalme,
    Neues Museum Nürnberg

     

  2. Yayoi Kusama (japanisch, geb. 1929) wuchs in einem Elternhaus auf, das von besonderer Strenge und Autorität geprägt war. Ständiger Druck, Ablehnung und Entfremdung von ihrer Mutter führten vermutlich zu Kusamas Trauma, das sich überwiegend in Halluzinationen und ausgeprägter Angst vor phallischen Objekten, Sexualität und Essen zeigt. Kusama sieht überall Punkt- und Netzmuster und fürchtet, sich darin aufzulösen. Mit ihren Polka Dots macht sie die Halluzinationen zum Bestandteil ihrer Kunst.
    All the Eternal Love I Have for the Pumpkins, 2016, at the Hirshhorn Museum and Sculpture Garden,
    wood, mirrors, plastic, glass, and LEDs. Collection of the artist. Courtesy of Ota Fine Arts, Tokyo/Singapore and Victoria Miro, London. © Yayoi Kusama. Photo by Cathy Carver.

     

  3. Mona Hatoum (palästinensisch, geb. 1952) stellt den Körper in den Mittelpunkt. An ihm wird gezeigt, wie institutionelle Gewalt auf den Menschen einwirkt. Indem die Künstlerin Material, Größenverhältnisse oder Funktion von Alltagsgegenständen verändert oder Elemente hinzufügt, vermittelt sie das Gefühl von Bedrohung, die meist erst auf den zweiten Blick in Erscheinung tritt.
    Mona Hatoum, Hot Spot (stand): Installation shot of work by Mona Hatoum
    in The Hepworth Prize for Sculpture. Photo, Stuart Whipps

     

  4. Kiki Smith (amerikanisch, geb. 1954) setzt sich mit einer Reihe von Themen des menschlichen Daseins auseinander: Spiritualität, Sterblichkeit, Erniedrigung, Feminität und Sexualität. Sie ist von der Anatomie des menschlichen Körpers und von Körperflüssigkeiten fasziniert. In ihren, vom Surrealismus beeinflussten, Werken verwendet Smith Exkrete wie Blut, Samen oder Gallensaft.

    Installation view of Kiki Smith: Murmur 537 West 24th Street, New York, NY March 1–March 30, 2019
    Photography by Kyle Knodell © Kiki Smith, courtesy Pace Gallery Kiki Smith

     

  5. Isa Genzken (deutsch, geb. 1948) gilt als eine absolute Stilikone. Schon von klein auf wurde sie für Filme gecastet, arbeitete später als Model und verdiente damit jeher gut genug, um die Phase als mittellose junge Künstlerin gleich überspringen zu können. Signifikant für ihre Arbeit ist die Auswahl und Kombination unterschiedlichster Materialien, frei nach dem Motto: Alles ist Skulptur.

    Isa Genzken, Kunsthalle Bern, 2019, Installationsansicht, © 2019, ProLitteris Zurich.
    Fotos/Photos: Gunnar Meier. Ausstellung: 23. Februar – 28. April 2019

     

  6. Jenny Holzer (amerikanisch, geb. 1950) ist bekannt für ihre auf Text basierenden Kunstprojekte im öffentlichen Raum. Sie beschäftigt sich mit der Nutzung von Sprache sowohl als Form von Kommunikation als auch als Mittel zur Verschleierung oder Kontrolle. Ihre Werke setzen sich mit Themen wie Aids, Politik, Gewalt, Sex, Umwelt, Feminismus und Machtstrukturen auseinander.
    Exhibition view: Artist Rooms: Jenny Holzer, Tate Modern,London, 2018
    © 2018 Jenny Holzer, member Artists Rights Society (ARS), NY. Photo: Jack Hems

     

  7. Alicja Kwade (polnisch, geb. 1979) beschäftigt sich mit dem Verhältnis zwischen klar gekennzeichneter Fiktion und vermeintlichen Realitäten. Dabei stellt die Künstlerin die Vorstellung von Materialien und deren vermeintlichen Wert immer wieder auf den Kopf. So werden unbeachtete Alltagsgegenstände oder gar Abfallprodukte zu einer seltenen Antiquität, deren Wert jedoch nicht im Material selbst liegt.
    Alicja Kwade, Trans-For-Men, EMMA -Espoo Museum of Modern Art, 2018, Photo: Ari Karttunen / EMMA

     

  8. Adrian Piper (amerikanisch, geb. 1948) ist als afroamerikanische Künstlerin bekannt für die Behandlung von Fragen der Ethik, des Geschlechts, der Klasse und der Rasse. Statt konsequenter Kunstkritik trifft man bei ihren Werken jedoch viel mehr auf autobiografische Inhalte.


    Adrian Piper. The Probable Trust Registry: The Rules of the Game #1-3 24.02.2017 bis 03.09.2017 Hamburger Bahnhof - Museum für Gegenwart – Berlin

     
  9. Sarah Lucas (britisch, geb. 1962) verwendet alltägliche Materialien und setzt mit ihren Arbeiten grobe und oft entzündliche Kommentare zu den Themen Sexualität, Tod und Geschlecht. Besonders häufig thematisiert sie die Beziehung von männlicher Lust und weiblichem Rollenverständnis.
    Sarah Lucas, Rabbit (2017; tights, cotton, chair; 114 x 51 x 68 cm).
    Courtesy Contemporary Fine Arts. Photo by Jochen Littkemann.
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  10. Rosa Barba (italienisch, geb. 1972) zeichnet sich durch ihre konzeptuelle Auseinandersetzung mit dem Film aus. Ihre Skulpturen und Installationen entstehen aus einem materiellen und konzeptuellen Repertoire rund um Film, das zerlegt, abstrahiert und neu definiert wird. Mit ihrer Arbeit will Barba auf die Bedeutung analoger Technik im Digitalzeitalter aufmerksam machen.
     
  11. Roni Horn (amerikanisch, geb. 1955) vereint in ihren Werken sowohl weibliche, als auch männliche Merkmale und ersucht die Vielfalt im Wesen einer Person oder eines Gegenstandes aufzuzeigen. Dafür nutzt sie das Konzept von Identität als etwas kontinuierlich Wandelbares. Entsprechend nutzt sie bevorzugt auch Materialien, die in ihrer Gestalt und ihrem Zustand veränderlich sind.

    Installation View, ‘Roni Horn’, Hauser & Wirth Hong Kong 2018.
    © Roni Horn. Courtesy the artist and Hauser & Wirth
    Photo: JJYPHOTO

     

  12. Laure Prouvost (französisch, geb. 1978) verarbeitet mit ihren Installationen, Videos und Gemälden, oftmals in humorvolle Geschichten verpackt, sowohl autobiografische, fiktionale als auch reale Ereignisse, die sie gekonnt miteinander zu verbinden weiß. Dabei widmet sie sich besonders den Themen Sprache und Fehlkommunikation.

    Exhibition view of Laure Prouvost, “Ring, Sing and Drink for Trespassing”, Palais de Tokyo (22.06.2018 – 09.09.2018) Courtesy of the artist and Nathalie Obadia (Paris / Brussels), carlier | gebauer (Berlin), Lisson Gallery (London / New York) Photo: Aurélien Mole 

     

  13. Otobong Nkanga (nigerianisch, geb. 1974) untersucht die sozialen und topographischen Veränderungen ihrer Umwelt. Sie beobachtet deren Komplexität und wie Ressourcen, wie etwa Boden und Erde, und ihr potenzieller Wert einer regionalen und kulturellen Analyse unterzogen werden.

    otobongnkanga_highres_final-1_0.jpg
    Otobong Nkanga, The Breath From Fertile Grounds, 2017, Installation view, Temple Bar Gallery + Studios. Photo: Kasia Kaminska
  14. Karin Sander (deutsch, geb. 1957)  ist bekannt dafür, dass sie scheinbar Unsichtbares sichtbar macht und Situationen schafft, in denen die BesucherInnen das Werk erst vollenden. Dabei geht es nicht nur um Vergänglichkeit, sondern auch um die Frage, was eigentlich in dem Prozess passiert. Sie arbeitet mit räumlichen Ausblicken und Durchblicken, mit raffinierten Realitätsverschiebungen und flüchtigen Bildern, die oft nicht zu fassen sind.

    Karin Sander – A bis Z, Installationsansicht Haus am Waldsee, 2019, 26. Januar 2019 – 3. März 2019. Foto: Roman März

     

  15. Ceal Floyer (britisch, geb. 1968) arbeitet in einer Vielzahl unterschiedlicher Medien, gleichzeitig teilen all ihre Arbeiten eine einzigartige, humorvolle Herangehensweise an Sprache und die Semiotik des Alltags. Sie beschäftigt sich konsequent mit dem Diskurs von Konzeptkunst, Minimalismus, Post-Minimalismus, Mode und Technologie. Ceal Floyer wird häufig für ihre visuellen Strenge kritisiert, die in großem Gegensatz zu den reichhaltigen verbalen Implikationen steht.

    FLOY180010, Ceal Floyer 150 cm, 2018. Cut tape measure, shelf, plexiglass cover 5 x 10 x 10 cm 1 7/8 x 3 7/8 x 3 7/8 in
    © Ceal Floyer; Courtesy Lisson Gallery, London and Esther Schipper, Berlin. Photography by Andrea Rossetti.

STIMMEN SIE FÜR IHRE FAVORITIN!

 

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