Vera Staub, NETWORKED in red (2024). Metal frame, cotton threads. Photo courtesy of the artist.
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20 Jahre Sculpture Network: Vera Staub über Wandel, Zusammenarbeit und Gemeinschaft

Seit mehr als drei Jahrzehnten schafft die Schweizer Künstlerin Vera Staub Werke, die die Grenzen zwischen Bildhauerei, Installation, Performance und Zeichnung aufheben. Ihre künstlerischen Arbeiten sind ein stetiges Gespräch zwischen Material, Ort und Betrachtenden. Überbleibsel früherer Werke dienen oft als Ausgangspunkt für neue Arbeiten, und das Publikum wird immer wieder aufgefordert, mit diesen neuen Arbeiten in Kontakt zu treten, sie sogar neu zu ordnen. Staub erforscht kontinuierlich, auf welche Art und Weise Kunst Räume für Dialog, Erinnerung und Spiel eröffnen kann.

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Vera Staub (*1957 in St. Gallen, Schweiz) ist eine multidisziplinär arbeitende bildende Künstlerin, die in Göschenen in der Schweiz lebt. In ihren Arbeiten spielen der künstlerische Prozess sowie die Beziehung der Werke zu den Betrachtenden eine wesentliche Rolle. Anlässlich des 20-jährigen Jubiläums von Sculpture Network präsentieren wir die beeindruckende Karriere dieser Künstlerin und zeigen auf, welchen Einfluss unsere Organisation auf ihren bisherigen künstlerischen Werdegang hatte.

Staub ist Autodidaktin und begann ihre künstlerische Laufbahn, und speziell ihre Karriere als Bildhauerin, erst spät. Sie erinnert sich: „Als ich Mitte zwanzig war, habe ich angefangen zu malen. Zu Beginn benutzte ich die Pinsel und Farben anderer aus meiner Wohngemeinschaft. Am Anfang malte ich abstrakte expressionistische Arbeiten und begann, mich für Bildhauerei zu interessieren, nachdem ich in New York einen Kurs mit lebenden Modellen besucht hatte. Nach meiner Rückkehr in die Schweiz arbeitete ich weiterhin mit Stein. Mit der Zeit begann ich jedoch, für meine Installationen auch andere Materialien wie Textilien oder Harz zu verwenden.“ Staubs Karriere führte sie quer durch Europa und darüber hinaus: von Künstlerresidenzen in Berlin, Leipzig und Slowenien bis hin zu Ausstellungen in Rumänien, den USA und der Schweiz. Neben ihrer individuellen künstlerischen Praxis waren für ihre Entwicklung jedoch vor allem die Begegnungen und Kontakte, die sie im Laufe der Zeit knüpfen konnte, von zentraler Bedeutung.


Vera Staub, On the roofs of New York (1992).  Performance, Acrylic on Paper, New York. Photo courtesy of the artist
Vera Staub, Über den Dächern (1991) . Performance, Acryl auf Papier, New York. Foto mit freundlicher Genehmigung der Künstlerin.

Mitgliedschaft bei Sculpture Network

Staub ist seit mehr als zehn Jahren aktives Mitglied bei Sculpture Network.

„Vor über zehn Jahren bin ich Sculpture Network beigetreten und habe seitdem auf vielerlei Art und Weise davon profitiert. Der größte Einfluss auf meine künstlerische Entwicklung hatten jedoch die Kontakte, die Sculpture Network möglich gemacht hat. Für mich als Autodidaktin ist der Austausch mit anderen Künstler:innen besonders produktiv“, sagte Staub.

Diese Kontakte und Verbindungen brachten Vera langfristige Kooperationen und bleibende Freundschaften ein. Im Jahr 2017 nahm sie am International Wool Symposium in Spanien teil, das über Sculpture Network bekannt gemacht worden war. Dort traf sie die deutsche Künstlerin Christiane Lehmann, und aus dieser Begegnung entstand ein nachhaltiger künstlerischer Dialog. Vera konnte zusammen mit Lehmann in Deutschland ausstellen (siehe Foto unten) und lud sie gleichzeitig zu Ausstellungen in der Schweiz ein, darunter zu der Ausstellung ‘Transition‘, die vom 30. August bis zum 21. September in der Alten Kirche Göschenen stattfindet.

Veras Mitgliedschaft bei Sculpture Network ist somit nicht nur ein Impulsgeber für ihre künstlerische Entwicklung, sondern bietet ihr auch eine Plattform, um Kontakte zu knüpfen und Teil einer Gemeinschaft in ganz Europa zu werden. Dank der europäischen Reichweite von Sculpture Network können Künstler:innen an unterschiedlichen, oft entlegenen Standorten leben und arbeiten und gleichzeitig Teil eines miteinander verbundenen Netzwerks sein.

Begegnungen und Inspiration

Vor kurzem nahm Staub an der von Sculpture Network organisierten Reise nach Spanien teil, die Besuche von ARCOmadrid, des Helga de Alvear Contemporary Art Museums und des Museo Vostell Malpartida in der Extremadura ermöglichte. Dabei fiel ihr die wachsende Tendenz auf, bedeutende Kunsträume zunehmend an die Peripherie der Städte oder sogar in ländliche Regionen zu verlegen. „Dieses dezentralisierte Konzept erinnert an die Struktur von Sculpture Network, die es Mitgliedern ermöglicht, an unterschiedlichen, manchmal entlegenen Orten zu arbeiten und zu leben und dennoch Teil einer Gemeinschaft zu sein.“

Für Staub war der Besuch des Museo Vostell Malpartida in der Extremadura ein besonderes Highlight: „Das Museum ist fest in der lokalen Gemeinde verankert und wird von ihr unterstützt. Wir hatten das Privileg, an einer privaten Führung teilzunehmen, die bei mir einen bleibenden Eindruck hinterlassen hat.“

Vera Staub, Das Tuch, 2008. Glasfaserstoff, Epoxy 207 x 78 x 50 cm
Vera Staub, Das Tuch, 2008. Glasfaserstoff, Epoxy 207 x 78 x 50 cm

Eine stetige Entdeckungsreise

Für Vera Staub ist Kunst immer mit einer intuitiven Entdeckung verbunden und geht mit dem Bestreben einher, die unterschiedlichen Facetten der Welt zu ergründen. In Sculpture Network fand sie ein Umfeld, das diesen Prozess verstärkt und erweitert, indem es Inspiration und Chancen bietet – vor allem aber auch Anschluss und Kontakt zu anderen Künstlern, die sich ebenso wie sie für künstlerische Prozesse, Wandel und Austausch engagieren.

Vera Staub, NETWORKED in red (2024). Metal frame, cotton threads. Photo courtesy of the artist.
Vera Staub, ‘verNETZt in rot‘ (2024). Metallgerüst, Baumwolle. Foto mit freundlicher Genehmigung der Künstlerin.

Über den Autor/ die Autorin

Myfanwy Halton

Myfanwy Halton ist Autorin und Produzentin aus Australien und lebt in München.

Übersetzung

Elka Parveva-Kern

Elka Parveva-Kern unterstützt Sculpture Network seit 2024 als Übersetzerin - eine wunderbare Gelegenheit, ihr langjähriges Interesse an Sprachen und Kunst zu verbinden.

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