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Die Skulptur Projekte

Der öffentliche Raum - eine heterogene Sphäre, die für soziokulturelles Nebeneinander unabkömmlich ist

Den ersten Skulptur Projekten ging eine öffentliche Debatte im Jahr 1975 über George Rickeys bewegliche Skulptur Three Squares Gyratory voraus, die in Münster aufgestellt worden war. Als bewussten Kontrapunkt zu den Stimmen in der Stadt, die Rickeys ästhetisches Statement stark dämonisierten, boten die Skulptur Projekte eine Art do-it-yourself Programm an, das es einer breiten Öffentlichkeit ermöglichte, zeitgenössische Skulpturen im Alltag kennenzulernen.

Die Skulptur Projekte wurden von Klaus Bußmann und Kaspar König im Jahr 1977 ins Leben gerufen. Seitdem hat das Kuratoren-Team alle zehn Jahre eine Bandbreite an Künstlern dazu eingeladen, ihr persönliches Projekt für die jeweilige Ausgabe zu entwickeln. Die Vorschläge werden diskutiert und das Profil der jeweiligen Skulptur Projekte kristallisiert sich dann heraus, wenn die Werke im Entstehungsbegriff sind. Oft wird der Schwerpunkt im Nachhinein deutlicher, als es im Entstehungsprozess den Anschein hatte. Als eine Art Langzeitstudie spiegelt jede Ausgabe einen vielschichtigen Verhandlungsprozess mit der Stadt Münster, ebenso wie mit künstlerischen und sozialen Themen unserer Zeit wider.

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Pupils exploring Bruce Nauman's Square Depression - photo Stefanie Bringezu, 2016

Für die Skulptur Projekte 2017 entstanden 35 neue Kunstwerke im urbanen Raum der Stadt Münster. Der künstlerische Leiter der fünften Ausgabe war Kaspar König. Er entwickelte das Ausstellungskonzept in enger Zusammenarbeit mit den Kuratoren Britta Peters und Marianne Wagner. Künstler aus aller Welt sind dazu eingeladen worden, das Verhältnis zwischen Kunst, dem öffentlichen Raum und der städtischen Umgebung zu untersuchen und im Zuge dessen neue ortsspezifische Werke zu erschaffen. Altbekannte Orte erhielten einen neuen Charakter und unerwartete Perspektiven öffneten sich. Gewohnte Wege führten ins Unbekannte und neue Ziele erforderten das Betreten ungewohnter Pfade.

Nothing Permanent: Sculptures and Cities ist das Symposium, das in Zusammenarbeit mit dem Henry Moore Institut vom 13. bis 15. September 2017 erarbeitet wurde. Die Gespräche bezogen sich darauf, ob Skulpturen und Monumente ihre Gültigkeit im öffentlichen Raum verlieren und falls dem so ist, unter welchen Bedingungen dies geschieht.

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Rebecca Horn, Concert in Reverse, 1987 - ©Skulptur Projekte Archiv/LWL-Museum für Kunst und Kultur

Das Westfälische Landesmuseum ist traditionellerweise eng mit der Ausstellung verbandelt. Das neue Gebäude des Museums stellte eine zusätzliche Herausforderung dar. Das Design der Staab Architekten aus Berlin betont den öffentlichen Charakter dieser Einrichtung und stellt die Frage, wie sich das Museum selbst wahrnimmt. Welche Art von Öffentlichkeit erschafft es? Welcher Stand ist den althergebrachten Aufgaben vom Sammeln und Recherchieren eines Museums zugedacht? Und welche Rolle spielt Kunst als Ausdrucksform einer gewissen Lebensart?

Die Spuren vergangener Ausgaben führten zu einer intensiven Untersuchung der städtischen Umgebung und dem Ins-Leben-Kommen von Ausstellungen selbst, was wiederum eng mit der Geschichte Nachkriegsdeutschlands verknüpft ist. Gedanken zur Globalisierung und der Spezifigkeit von Orten haben die Stadt Marl ins Zentrum der Aufmerksamkeit der Landkarte der Skulptur Projekte gebracht. Wo Münster auf Jahrhunderte kontinuierlichen Wachstums zurückblickt, wurde Marl durch das Zusammenwachsen verschiedener Dörfer und Gemeinschaften von Bergbauern und Angestellten der Chemiebranche geformt, die in den 1960-er Jahren ein radikal neues städtisches Projekt unternahmen. Die Entwicklung Marls kann als Kernelement der Übermittlung einer modern-humanistischen Weltanschauung gedeutet werden. Nur ein Jahrzehnt später wurden die ersten Skulptur Projekte in Konflikt mit und in Opposition zu der konservativen Stadtgesellschaft umgesetzt.

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Peles Empire (Katharina Stoever & Barbara Wolff), project sketch for Skulptur Projekte 2017 - 3D model

Cure and Kur ist das Projekt der Dichterin Monika Rinck, das die Veränderungen, die die Skulptur Projekte für die literarische Komponente der Stadt beinhalten, begleitete. Das Projekt brachte die Veränderung von Orten und das Verabreichen von Heilmitteln in Einklang und griff eine freie literarische Bewegung mit Bezug zum Körper im Raum und im Kontakt mit den Werken der Ausstellung auf. Die Texte wurden im Internet veröffentlicht, sodass sie zeitgleich zu den Werken der Skulptur Projekte erfahrbar gemacht werden konnten.

SKULPTUR PROJEKTE MÜNSTER
Künstlerische Leitung: Kasper König
Kuratoren: Britta Peters and Marianne Wagner
Leiterin Kunst Übertragung: Ingrid Fisch

10.06- 01.10.2017
Münster, Germany

www.skulptur-projekte.de

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