Gräfelfing und seine Künstler – ein kleiner Ort mit großen Zielen
Kunst muss gesehen werden! Deshalb hat der Kunstkreis Gräfelfing eine Plattform für Kunst im öffentlichen Raum eingerichtet, die mit wechselnden Skulpturen bespielt wird. Und gerade steht sie leer – eine gute Gelegenheit für KünstlerInnen, ihre Vorschläge einzureichen.
Mit nur knapp 14.000 Einwohnern ist die kleine Gemeinde Gräfelfing in der Nähe von München sicher nicht der Nabel der Welt. Dafür blüht das kulturelle Leben. Dem Kunstkreis Gräfelfing ist es ein besonderes Anliegen, ein künstlerisch hochwertiges Programm zu bieten. Das gehört für die Gräfelfinger mittlerweile einfach dazu und lockt auch auswärtiges Publikum an. Zuletzt erregte der Verein im Sommer mit seiner spektakulären Ausstellung Glaube, Liebe, Hoffnung Aufsehen, mit der er ein überregionales Publikum erreichte. 100 Kunstwerke von 30 zeitgenössischen Künstlerinnen und Künstlern waren im Sommer an 12 sakralen Orten in Gräfelfing zu sehen.
Eine Plattform für Skulptur
Während sich die Besucher also durch die Kirchen drängten, beherbergte Gräfelfing gleichzeitig noch ein Kunstwerk der ganz anderen Art: Auf der Kunstplattform vor dem Neuen Rathaus stand von Januar bis September 2018 ein abstrahiertes Paar aus Stahl, einander zugeneigt. Ich höre Dir zu ist ein Werk, das jeden Passanten intuitiv anspricht. Die Gautinger Künstlerin Elke Groebler hat ihre Stahlskulptur auf das Notwendigste reduziert und doch erkennt der Betrachter sofort die innige Beziehung zwischen den beiden.
Ich höre Dir zu war nicht die erste Skulptur an diesem Ort. Die Kunstplattform ist mittlerweile zu einer echten Institution in Gräfelfing geworden: Seit 2016 wird sie im Halbjahresrhythmus neu bespielt. Künstlerinnen und Künstler haben hier die Chance, ihre Kunst im öffentlichen Raum sichtbar zu machen – und für das tägliche Leben in Gräfelfing ist sie eine kulturelle Bereicherung. Besonders im Vordergrund steht dabei die Förderung von Nachwuchskünstlerinnen und -künstlern; ihnen wird hier im wahrsten Sinne des Wortes eine Plattform geboten.
Kunst für aller Augen
Für Ingrid Gardill, Vorstandsmitglied des Kunstkreises Gräfelfing und Betreuerin der Plattform, ist die Kunst im öffentlichen Raum ein besonderes Anliegen: „Mit ihr kommen
Menschen in Berührung, die möglicherweise niemals ein Museum betreten. Sie ist zutiefst demokratisch und kann ganz anders wirksam werden.“ Passanten werden dazu angeregt, sind förmlich gezwungen, sich mit den einzelnen Positionen auseinanderzusetzen. So entsteht die Basis für einen öffentlichen Diskurs, bei dem die Kunst in den Fokus rückt.
Ingrid Gardills persönlicher Favorit war der erste Bewohner der Plattform. 2016 beherbergte sie zwei Businessmen des Schweizer Künstlers Daniel Eggli. Die Lebensfreude und der Humor, den die lebensgroßen Skulpturen aus einheimischem Mammutholz ausstrahlen, beeindruckten sie tief. „Ich war sofort begeistert und bin froh, dass sie in einem Privatgarten in Gräfelfing geblieben sind“, findet sie.
Die Gräfelfinger hängen an ihrer öffentlichen Kunst: Nicht nur die Businessmen wanderten nach Ausstellungsende in private Hände. Auch Ich höre Dir zu hat schon jetzt einen Liebhaber in der Gemeinde gefunden. Ein Glück für den glücklichen Sammler – aber ein Verlust für den öffentlichen Raum. Die Kunstplattform soll aber nicht lange leer bleiben: Der Kunstkreis nimmt gerne Vorschläge für den Zeitraum Anfang November 2018 bis Anfang Juni 2019 entgegen.
Die Kunstplattform sucht einen neuen Bewohner: Eine gute Gelegenheit für Kurzentschlossene!
Wegen des vorzeitigen Verkaufs von Elke Groeblers Stahlfiguren besteht nun die Gelegenheit für Spontane, den begehrten Platz auf der Kunstplattform für das nächste halbe Jahr mit ihrem eigenen Kunstwerk zu besetzen. Es heißt aber, schnell zu sein, denn die Ausschreibungsfrist läuft nur bis zum 20. Oktober!
Den Text zu dieser Ausschreibung sowie viele weitere Ausschreibungen finden unsere Mitglieder unter Opportunities (bitte vorher einloggen!).
Für Details zur Plattform selbst, besuchen Sie die Seite des Kunstkreises Gräfelfing.