Shedhalle
Rote Fabrik Seestrasse 395
CH-8038 ZĂĽrich ZĂĽrich
Schweiz
Loving Shedhalle – Abundance
40 years of Shedhalle Zurich
«Loving Shedhalle – Abundance» versammelt fĂĽnfzehn kĂĽnstlerische Positionen aus den vergangenen vierzig Jahren, die in besonderer Weise mit der Shedhalle verbunden sind. Die Ausstellung aktiviert die Archive der Shedhalle und geht auf zahlreiche Gespräche mit Personen zurĂĽck, die hier gewirkt haben. «Abundance» wĂĽrdigt Praktiken des Verbindens und Verwebens als anti-heroische Kontinuität kollektiver Anstrengungen, die sich in wiederholten oder kontinuierlichen Auseinandersetzungen mit der Shedhalle manifestieren. Die eingeladenen Arbeiten und kĂĽnstlerischen Praktiken bestärken einander und gehen Verbindungen ein, ohne das Eigene zu verwässern. Mit ĂĽberbordender Freude feiert «Loving Shedhalle – Abundance» nicht nur den archivarischen Bestand, sondern das Bestehen der Shedhalle selbst.  Â
Für die Jubiläumsaktivitäten haben wir uns für den Titel «Loving Shedhalle» entschieden. Der Titel ist offensichtlich ambivalent: Liebe verheisst Nähe, Verbindung und Solidarität, macht uns zugleich verletzlich und ausbeutbar. Als feministische Kritik verweist er auf unbezahlte Care- und Reproduktionsarbeit, die oft unsichtbar bleibt. Zugleich betont er Lieben als Praxis, die Beziehungen ermöglicht und die Arbeitsweisen der Shedhalle prägt – gestern, heute und in Zukunft.
Die BezĂĽge zwischen den einzelnen Arbeiten aus unterschiedlichen Epochen der Shedhalle bilden ein Gewebe aus verschiedenen Strängen, dem eine unsichtbare, aber wirksame Ebene zu Grunde liegt: Das Anliegen. Der Begriff stammt vom althochdeutschen Anliogan und beschreibt Prozesse des Sich-Näherns, Sich-Anschmiegens. Anliegen verweisen auf Beziehungen, auf BerĂĽhrung, auf die sinnliche, verkörperte und gelebte Dimension kĂĽnstlerischer Praxis. Sie verbinden Dinge, Menschen, Zeiten.Â
Die Geschichte(n) der Shedhalle beginnen 1985, als Schreibmaschinen gegen den Kalten Krieg hämmern, und reicht bis in eine Gegenwart, die durch das Eintreten einstiger Sci-Fi Dystopien wie eine beschleunigte Endzeit erscheint. Dazwischen: Faxgeräte, Jungle, Street Parade, Skype-Diskurse, Seapunk-Subgenres, KI – und immer wieder die Frage nach anderen Produktionsweisen, nach Mechanismen des Ein- und Ausschlusses und somit dem Archiv. Die Shedhalle ist Zeitzeug*in und ein Ort des Lernens, des FĂĽhlens, der kollektiven Reflexion. So ist auch «Loving Shedhalle» von einer kritischen Auseinandersetzung mit der Frage geprägt, wer wessen Geschichte(n) schreibt, erinnert oder vergisst.Â
In der Aktivierung und Pflege der Archive fragen wir uns: Was können wir aus der Vergangenheit für die Zukunft lernen? In der Shedhalle verorten sich Praktiken des Studiums seit jeher vielfältig. Es entstanden erweiterte Räume des Wissens in unterschiedlichen medialen Settings, Materialien und durch die Zeiten hindurch, die als reiche Geschichte(n) des Kunstraums einen wichtigen Wert bilden
«Abundance» arbeitet mit der Annahme, dass kĂĽnstlerische und kuratorische Praktiken ĂĽber die Jahrzehnte hinweg durch ähnliche Anliegen verbunden sind. Diese bilden den Kern einer jeweiligen Praxis. Eine Verbindungslinie aller an der Shedhalle wirkenden Menschen liegt womöglich im Anliegen, wie die KĂĽnste jenseits der Kunst wirksam werden. Die beteiligten KĂĽnstler*innen bezeugen dies durch die Dichte inhaltlicher Resonanzräume und verwandter Anliegen ĂĽber ästhetische Mittel, Formate und kĂĽnstlerische Strategien hinweg.Â
Diese Anliegen sinnlich und materiell miteinander in Bezug zu setzen, bedeutet eine FĂĽlle an Möglichkeiten im Auge zu behalten und Differenz nicht als Ausgangspunkt fĂĽr Trennungen zu verstehen, sondern als Ort, von wo aus Beziehungen eingegangen werden.Â
Die Veranstaltungsreihe Confluence – mit Gesprächsrunden, Guided Tours, Performances, Konzerten, Listening Sessions, gemeinsamen Essen und Workshops schafft kontextualisierende Momente, die Akteur*innen aus unterschiedlichen Zeiten zusammenbringen. In der Publikation Resonance und im online Archiv findet die Ausstellung wichtige Ergänzungen und Vertiefung. Speziell für dieses Jubiläum wurde das Archiv der Shedhalle digitalisiert und ist nun online verfügbar. Im online Archiv werden auch Spuren von pflegender, erhaltender und im Hintergrund wirkender Tätigkeiten sichtbar. Dies spiegelt sich im titelgebenden «Loving Shedhalle»: Er benennt die meist unsichtbar bleibende Ebene affektiver Arbeit, die hier anerkannt und im Zeichen der Fülle mitgefeiert wird.