ACUD Kunsthaus
VeteranenstraĂźe 21
Berlin
Deutschland
Once We Were Trees, Now We Are Birds
Haben Sie je den Gesang dieses Vogels gehört?
Einer der Hauptgründe, warum Vögel singen, ist die Verteidigung ihres Territoriums. Mit ihrem Gesang signalisieren sie ihre Anwesenheit: Ich bin hier, ich existiere. Ihr Gesang lässt sich aber nicht nur als eine Form der Signalübermittlung verstehen, sondern als komplexer und fragiler Austausch zwischen den Vögeln und ihrer Umgebung. Kein Vogelgesang gleicht dem anderen.
Haben Sie schon mal den Gesang des Rotkehlchens gehört? Ein klares, melodiöses Pfeifen, das die Morgensonne begrüßt und den Beginn eines neuen Tages feiert – ein Symbol für Hoffnung und Erneuerung. Oder den Gesang des Stars, der sanfte, flüssige Laute von sich gibt und rau und rasselnd trällert, und mitunter sogar andere Vögel imitiert. Nachts kann man die Nachtigall gut verborgen in ihrem Baumversteck ihre nächtlichen Lieder singen hören.
Aus Sicherheitsgründen suchen sich Vögel in der Regel hohe Bäume zum Singen. Das Geäst und die Blätter bieten Schutz vor Raubtieren, Wind und Regen. Bäume bieten auch Schutz für die Nester, in denen die Jungvögel heranwachsen.
Mit ihrem starken Stamm und fest verwurzelt in der Erde, bieten Bäume einen geschützten Raum für all jene, die von einem Ort zum anderen ziehen, stets in Bewegung sind oder einfach nur frei leben.
Das Festival Once We Were Trees, Now We Are Birds vertieft Themen der gleichnamigen Ausstellung, deren Titel auf eine Überlieferung aus der südöstlichen Küstenregion der Türkei verweist, wonach Tauben singen: „Oh mein Nachbar, oh Oleaster, einst waren wir Bäume, jetzt sind wir Vögel“. Diese poetische Formel ruft Themen wie die Brüchigkeit von Zugehörigkeit, die Entwurzelung durch Vertreibung und die innere Dynamik von Neuanfängen in unbekannten Landschaften auf. Sie handelt von der Fluidität von Identität, der Fragilität von Heimat und von der Resilienz, die es braucht, um mit Vertreibung umzugehen.
Das Festival besteht aus vier Hauptteilen: einem Performance- und Filmprogramm, kuratiert von Emrah Gökdemir, einem Musikteil, kuratiert von Ludmila Pogodina, und einem Literatur- und Diskursprogramm, kuratiert von Kholoud Bidak und Anna Karpenko.
An drei Tagen (6. – 8. Juni 2025) werden bildende Künstler*innen, Performer*innen, Musiker*innen, Lyriker*innen, Schriftsteller*innen und Filmemacher*innen – alle Stipendiat*innen der Martin Roth-Initiative – ihre einzigartigen Lieder, Geschichten, visuellen Erzählungen und poetischen Stellungnahmen präsentieren. Ihre Arbeiten beschäftigen sich mit Themen wie Verlust und Trauer, Freude und Glück, Vertreibung und Transgression – dem Leben eines Vogels auf der Suche nach seinem Nistbaum.
Das Kunsthaus ACUD ist in diesem Rahmen nicht nur ein Veranstaltungsort, sondern auch ein temporäres Nest. Ein Zufluchtsort, an dem Stimmen, die von Vertreibung geprägt sind, Resonanzen erzeugen und neue Vorstellungswelten erschaffen können.
Wenn wir im Sommer Vögel oben am Himmel beobachten und dann auf die Bäume schauen, die ihnen mit ihren Ästen Schutz bieten, wird uns die schöne Verbindung zweier Wesen bewusst – das eine zum Fliegen geschaffen, das andere als sicherer Halt. Einen Moment lang begegnen sie sich, vereint im Gesang. Wie wir alle haben sie unterschiedliche Lebenswege, aber hin und wieder halten sie inne, um die Vielfalt und Einzigartigkeit unserer Formen, unserer gemeinsamen Welt zu erleben.
Kommen Sie also mit Ihren Liedern zu uns und fĂĽhlen Sie sich herzlich willkommen im warmen Nest des ACUD!
Ihre Festivalvögel,
Kholoud Bidak, Emrah Gökdemir, Anna Karpenko, Ludmila Pogodina