Legler Areal, , CH-Diesbach GL
Maschinenstrasse 2
8777 Luchsingen
Schweiz

Klöntal Triennale "In a State of Flow"

1.–29. September, jeweils am Wochenende
Eröffnung: Sa, 31. August, 14–23 Uhr

Screenshot 2024-09-02 at 00.30.12

Die dritte Ausgabe der Klöntal Triennale erweitert das Spielfeld und findet auf dem Legler Areal statt, einem Relikt der ehemaligen Textilindustrie in Diesbach, Glarus Süd. 

Aus dem Jetzt betrachtet, erscheint die industrielle Revolution keineswegs mehr so verheissungsvoll, wie sie es vor rund 170 Jahren war, und das Legler Areal noch einer der vielversprechenden Orte, wo Zukunft gestaltet wurde. Dank der Flüsse und Bäche entwickelte sich das Glarnerland damals zu einer der am stärksten industrialisierten Regionen der Schweiz. Ab Mitte des 19. Jahrhunderts blühte die Textilindustrie. Mit Wasserkraft betriebene Stoffdruckereien, Spinnereien und Webereien produzierten Waren, die im globalen Markt zirkulierten. Die Familie Legler startete 1857 mit einer mechanischen Weberei, belieferte hundert Jahre später die europäische Haute Couture mit bedruckten Stoffen und hatte in den 1970ern das Monopol in der Jeansstoffherstellung in Europa inne. 2002 wurde die Produktion eingestellt und seither stehen die architektonischen Zeugen dieser Geschichte leer. 

Einst Heimat der florierenden Industrie und des erfolgreichen Unternehmertums erzählt der Ort heute vielmehr die Geschichte von industriellem Niedergang, Abwanderung und Stagnation – und ist nicht zuletzt auch vom Klimawandel betroffen. Blickt man davon ausgehend mit einer erweiterten Perspektive auf den globalen Kapitalismus, verliert dieser zusehends an Überzeugungskraft und sein Zerstörungspotenzial wird immer deutlicher sichtbar. Noch unverarbeitet sind viele negative Auswirkungen dieser industriellen Blütezeit, die von globalen, oftmals asymmetrischen Handelsbeziehungen durch koloniale Verstrickungen und schwierige Arbeitsbedingungen, insbesondere für die Arbeiterinnen vor Ort und auch anderswo geprägt war. Auch die kurzzeitige Hoffnung auf eine Transformation des Ortes in eine Oase für digitale Nomaden verblasst allmählich. So blickt im Moment der ehemalige Produktionskomplex in der scheinbar idyllischen Berglandschaft einer noch unbestimmten Zukunft entgegen.

Gesellschaftliche Alternativen mit mehr Nachhaltigkeit, mehr Gemeinsinn und Vielfalt wie auch neue Visionen und Träume für die Zukunft sind gefragt. 

Anlässlich der dritten Klöntal Triennale beleben und bewegen künstlerische Interventionen das Areal und verleihen ihm ein neues Momentum zwischen Vergangenheit und spekulativer Zukunft. Im September 2024 erlebt der Ort für kurze Zeit eine vielschichtige, temporäre und ebenso kritische Verwandlung:

Ausgehend von dem einzigartigen Kontext des Legler Areals, seiner historischen Entwicklung und seinem paradigmatischen Charakter in Bezug auf ähnliche Situationen weltweit, haben die Künstler:innen Themen erforscht, die weit über diesen Einzelfall hinausgehen: Das Legler Areal dient als Fallstudie für alle, die an der Untersuchung von industrieller Entwicklung, Handel, Produktion, Kolonialismus, Arbeit, Transformation, Wirtschaft, Energie- und Ressourcennutzung, Tourismus und sogar Geschlechterdynamiken interessiert sind, da ein Grossteil der Arbeit stets von Frauen geleistet wurde.

Dieses postindustrielle Szenario mit seinen aktuellen Unwägbarkeiten erzählt uns viel über unsere jüngste Vergangenheit und die Herausforderungen, vor denen wir heute stehen, während wir uns um ein besseres Miteinander bemühen, die Geister der Vergangenheit ehren und uns eine bessere Zukunft imaginieren.

Die Metamorphose und das Fliessen, etwa von Wasser, das einst die Generatoren der Fabriken auf dem Areal antrieb, bilden zentrale Motive, die sich durch die Ausstellung und das umfangreiche Performanceprogramm ziehen. Auch aktuelle technologische Entwicklungen werden thematisiert: vom Wasser- zum Datenstrom, von der industriellen Akkordarbeit, oft von Frauen geleistet, hin zu flexiblen, hyperlokalen Jobs, von Migration und globalisierten Warenflüssen. Aber auch der Wandel von Infrastrukturen – ebenso wie der vermeintliche Stillstand in der Peripherie oder spekulative Zukunftsideen – sind Themen. So bleibt das scheinbar abgehängte «Hinterland» in steter Bewegung: IN A STATE OF FLOW, in einem temporären, fast rauschhaften Moment des Auflebens und Verd

ichtens.

Künstler:innen: AATB, Chloé Delarue, Hotmailhotnail, Joyfully Waiting, Margaretha Jüngling, Izidora I LETHE, Julie Monot, Vitjitua Ndjiharine, Ernestyna Orlowska, The Performance Agency, Laure Prouvost, Tabita Rezaire, Romy Nína Rüegger, Davide-Christelle Sanvee, Veronika Spierenburg und Raul Walch

Kuratorinnen: SĂ©verine Fromaigeat, Sabine Rusterholz Petko
Assistenz: Ivana Milenković
Kommunikation: Jenni Schmitt
Grafik: Huber/Sterzinger
Technik: Tomas Baumgartner, Hansjörg Eisenhut, Attila Panczel, Florian Wagner
Soundtechnik: Felix Friedrich
Mobiliar: Monika Schori

Publikation:
Zur Ausstellung erscheint eine Publikation mit Beiträgen von Regula Bochsler, Ellena Brandner/Reto Bürgin/Heike Mayer, Lucas Federer, Parker Hatley/Peter Warshall, Susanne Hefti, Claudia Kock Marti, Kaspar Marti, Noha Mokhtar, Gianna Molinari, Sean Müller, Boris Previšić, Romy Nína Rüegger, Sabine Rusterholz Petko, Peter Spillmann, Andrea Štaka und Helen Thomas sowie mit Bildbeiträgen der Künstler:innen.

Preis: CHF 12.-

 

Mehr finden

Exhibition

Exhibition: Berta Fischer

Wuppertal, Deutschland

Opening

Gegen den Strich

Potsdam, Deutschland

Zum Anfang der Seite scrollen