Schlussfolgerungen Skulptur Projekte
„Es ist wichtig, die Skulptur Projekte von politischer Vereinnahmung freizuhalten“
Kasper König, Direktor der Skulptur Projekte, erklärte: „Mein Hauptanliegen ist es nun, die Unabhängigkeit der Ausstellung zu gewährleisten. Ich würde vorschlagen, dass die finanzielle Unabhängigkeit der Skulptur Projekte, falls sie erneut durchgeführt werden, gewährleistet sein sollte. (…) Und ich schlage auch vor, sie in 11 Jahren stattfinden zu lassen – und nicht während eines weiteren nervenaufreibenden ‚super Kunstsommers‘.“
35 öffentliche Kunstwerke haben das Gesicht der Stadt Münster für 16 Wochen verändert. Mit circa 650.00 Besuchern aus 72 Ländern war die fünfte Ausgabe der Skulptur Projekte die meistbesuchte ihrer Geschichte. Die stellt einen Zuwachs von etwa 11.5% im Vergleich zur Ausgabe von 2007 dar. Nach Auffassung der Skultpur Projekte ist das Maximum an Besucherkapazitäten erreicht. Dies betrifft sowohl die Infrastruktur der Ausstellung als auch das, was der öffentliche Raum allgemein aufzunehmen vermag.
Brita Peters, Co-Kuratorin der Ausstellung, fasste zusammen: „Die Werke (…) zeigten eine interessante Reibung zwischen Materialität, der Auflösung von Grenzen und Vergänglichkeit. Dies passte gut zur Analogie über die Bedeutung von Erfahrung – sowohl persönlicher als auch kollektiver Natur – in einer Zeit zunehmender Digitalisierung. Die klassische Vorstellung von Skulptur kommt nicht mehr so stark zum Tragen wie in der Vergangenheit – ein Umstand, der unsere verletzlichen und unsicheren Zeiten spiegelt.“
Während der 116 Tage, die die Ausstellung dauerte, veränderten sich einige Werke bedeutend. In manchen Fällen entwickelten sie sich über ihre ursprüngliche Konzeption hinaus, in anderen Fällen eröffneten sie eine soziale Debatte über Kunstformate, den öffentlichen Raum und soziale Konflikte.
Oscar Tuazons Betonobjekt, das als eine öffentliche Feuerstelle fungierte, zeigt deutliche Spuren von Nutzung: Ruß und Graffiti haben dem einst hellen Beton eine Patina gegeben, die fast zu einer Neukonzeption des Werks führt. Gintersdorfer/Klassen können, in Zusammenarbeit mit dem japanischen Kabukitänzer Toyohiko Fujim lobend erwähnt werden, da sie ein neues Theaterformat entwickelt haben, das auf dem Geist der Ausstellung fußt. Michael Smiths Beitrag wird ebenfalls sichtbare Spuren hinterlassen: jeden Tag haben sich um die 250 Menschen Andenken in seinem vorläufigen Tattoostudio stechen lassen. Die Tatsache, dass die Bilder auf Zeichnungen der Künstler der Skulptur Projekte der Jahre 1977 bis 2017 beruhen, gab dem Werk eine archivarische Dimension.
Auf andere Weise sorgte der Vandalismus an Nicole Eisenmans Entwurf eines Brunnens für soziale Konflikte. Der Kopf einer Figur war im Frühsommer abgetrennt worden, im September war das Werk blau angesprüht worden, unter anderem mit einem Hakenkreuz. Obwohl die Skulptur Projekte als ein zeitglich begrenztes Ausstellungsformat wahrgenommen werden, wird eine Auswahl der Werke als Teil der „Öffentlichen Sammlung“ im städtischen Raum Münsters bleiben. Zum jetzigen Zeitpunkt ist noch nicht entschieden, welche Werke bleiben werden, aber Bürger der Stadt haben bereits eine Kampagne ins Leben gerufen, um Geld zu sammeln, dass Eisemanns Werk dauerhaft bleiben kann.
Marianne Wagner, Co-Kuratorin der Skulptur Projekte 2017 sagte: „Ein auffälliger Aspekt der Ausgabe von 2017 war ihre Untersuchung von Fragen, die den öffentlichen Raum und die gemeinsamen Grundlagen betreffen. Das Konzept, der Kontext und der Rhythmus der Skulptur Projekte bieten Künstlern einzigartige Bedingungen an, die so nirgendwo im Bereich groß angelegter Ausstellungen gefunden werden können. Deswegen ist es mein Wunsch für die Zukunft, dass die Skulptur Projekte weiterhin diese Rahmenbedingungen für künstlerische Produktion bieten können und dass das Format nicht von anderen Interessengruppen vereinnahmt wird. Es ist von großer Bedeutung, dass die Ausstellung eine Plattform für sozial drängende Fragen bleibt. Dies wird auch am Archiv der Skulptur Projekte deutlich, an dem die Bedeutung des Formats für Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft ersichtlich wird.“
Eine Gruppe von 48 Teilnehmern aus neun verschiedenen Ländern besuchte im Juli die Skulptur Projekte 2017. Dieser Ausflug wurde von sculpture network organisiert. Der Besuch wurde von Hartmut Stielow, Skultpeur und Mitbegründer von sculpture network und von Judith Collins, ehemalige Chefkuratorin der Tate Modern London und Mitglied des sculpture networks durchgeführt.
Skulptur Projekte 2017
Münster, Deutschland
www.skulptur-projekte.de
www.sculpture-network.org