HIER UND JETZT im Museum Ludwig. De/Collecting Memories from Turtle Island
Erinnerungen sind fragil. Sie werden gesammelt, weitergegeben, überlagert oder ausgelöscht. Das neue Projekt der Ausstellungsreihe HIER UND JETZT widmet sich diesen Prozessen des Erinnerns und macht verdrängte indigene Narrative sichtbar, indem westliche Bildkonstruktionen hinterfragt werden.
Im Zentrum steht die Installation Thirteen Moonsder US-amerikanischen, Indigenen Künstlerin Marie Watt (1967, Seattle): dreizehn hängende Skulpturen aus Zinnschellen, die berührt werden dürfen und ein Rauschen erzeugen. Sie sind eine Hommage an den Jingle-Dress-Tanz, der um 1900 während einer Grippepandemie vom Stamm der Ojibwe als Heilungsritual entstand und trotz staatlicher Verbote über Generationen weitergegeben wurde: ein radikaler Akt des Widerstandes. Watts Arbeit trifft auf historische Fotochrome der Detroit Photographic Company um 1900 aus der Sammlung des Museums. Die massenhaft verbreiteten Postkartenmotive zeigen moderne Städte und menschenleere Landschaften der USA: Ein Lebensraum, in dem Indigene Völker bewusst ausgespart werden, obwohl die vermeintlich unberührte Natur ihre Heimat ist. Die Gegenüberstellung mit Watts Skulpturen zeigt, wie Geschichte konstruiert wird und was ausgelassen bleibt. Für die Ausstellung wird die Künstlerin mit der Jingle Dress-Tänzerin Acosia Red Elk zusammenarbeiten.