Anemone Vostell
Kleiner Wasserspeicher Prenzlauer Berg
Diedenhofer Str. 20
10405 Berlin
Deutschland
Tension Orchestra – die Akustisierung des Können
Im Zentrum von Lisa Premkes Installation im Kleinen Wasserspeicher Prenzlauer Berg steht Tension Orchestra, eine
Performance, in der Bodybuilderinnen zu Resonanzkörpern für Saiteninstrumente werden. An ihren Körpern sind Violinen-, Gitarren-, Viola- und Harfensaiten befestigt. Während sie klassische Posen so lange wie möglich halten, spannen sie die Saiten auf bestimmte Töne, sodass Musiker:innen eine eigens komponierte Partitur spielen können.
Das Zusammenspiel erzeugt eine fragile Situation: Die Athletinnen streben nach maximaler Körperkontrolle, die Musiker:innen nach klanglicher Präzision – beide geraten dabei an die Grenzen des Machbaren. Eine konstante Spannung über die benötigte Dauer zu halten, ist kaum möglich. So entsteht ein Moment gemeinsamen Ringens und Scheiterns, in dem nicht performt,
sondern gearbeitet wird.
Die Performance macht sichtbar, dass sowohl Bodybuilderinnen als auch Musiker:innen unzählige Stunden in die Perfektion ihrer Bewegungen investieren. Dennoch erfahren diese Bewegungen gesellschaftlich unterschiedliche Wertungen: in Normvorstellungen, in künstlerischer Anerkennung und in der Zuordnung zu Klassen – besonders in Bezug auf weiblich
gelesene Körper.
Tension Orchestra verbindet zwei Disziplinen funktionaler Körperlichkeit und stellt im Moment der Erschöpfung Fragen nach dem Wert von Perfektion, Nützlichkeit und Produktivität.