Maria Renee Morales Garcia, complexities in w(e)aves, 2025, Installationsansichten RADAR, Fotos: LWL/Hanna Neander

Westfälischer Kunstverein
Rothenburg 30
48143 Münster
Deutschland

RADAR: Maria Renee Morales Garcia complexities in w(e)aves

Die Künstlerin Maria Renee Morales Garcia hat mit complexities in w(e)aves eine neue, ortsspezifische Arbeit für das Fenster des Projektraumes entwickelt. An den purpur-rosa-lilanen Wänden schweben wellenförmig handgeschriebene Fragen. Von der Decke hängen meterhohe, farbig besprühte und beschriebene Banner, Ketten halten teils transparente Stoffbahnen aus Seide, Tüll und Baumwolle, in Schichten angeordnet, einige davon bedruckt mit Fotografien. Wie Traumgespinste verflechten sich Bänder aus Stoff und Spitze, Worte geformt aus Keramik und Gewebefragmente dazwischen. Die Fotos zeigen Details von Landschaften aus Guatemala und Bahrain, persönliche Momente aus dem Fotoalbum oder Objekte, etwa Wurzeln von Mangrovenbäumen. Acht Keramikgefäße auf dem Boden versammeln sich wie eine Gruppe zum Kreis zusammen. In einer Nachricht auf einem Plakat lesen wir: „Wie viele Rechte werden uns noch weggenommen?“, „Ab wann ist jemand offensichtlich faschistisch?“, „Warum ist Schweigen einfacher als laut zu sprechen?“. Es sind brennende gesellschaftspolitische Fragen. Doch anstatt uns mit dogmatischen Setzungen und Parolen zu konfrontieren, werden wir zum Selbstdenken animiert. Die Fragen in weißer Handschrift auf den purpurnen Wänden betreffen unsere gesellschaftliche Positionierung sowie unser Menschsein: „how do you teach yourself love?“ (Wie bringst du dir Liebe bei?), „what do your ancestors teach you?“ (Was lehren dich deine Vorfahren?), „how are we humane?“ (Wie sind wir menschlich?), „are you allowed to move freely?“ (Darfst du dich frei bewegen?). Diese Fragen sind ein Spiegel, der uns dazu bringt, uns mit unseren eigenen Erfahrungen, Privilegien und der gesellschaftlichen Realität auseinanderzusetzen.

Ausgangspunkt von Maria Renee Morales Garcias künstlerischer Praxis ist die Beschäftigung mit der Intersektionalität von Identität(en) und der Betrachtung dieser durch eine dekoloniale und queer-feministische Linse. Durch die Praxis des wiederholten Fragens und Fragens und Fragens in Bezug auf die eigene Identität, lädt die Künstlerin uns ein, sich selbst diesen Fragen zu stellen: zu Privilegien, Klasse, Zugehörigkeit, Befreiung von politischer Unterdrückung, Kapitalismus, Kolonialismus und vielen weiteren. Sie möchte mit ihren Werken dazu anregen, die eigene Position zu hinterfragen und die politischen Auswirkungen des eigenen Lebens und Wirkens zu erkennen. Anstatt im Appellativen zu verharren, lädt die Arbeit zum Wechsel der Perspektive ein, zum Gespräch aber auch zu einer Art innerem Dialog mit uns selbst. Die dabei erfahrbaren „complexities“ der künstlerisch inszenierten Fragen eröffnen so eine Form des einfühlsamen Miteinanders.

Maria Renee Morales Garcia (geb. 1997 in Guatemala) hat im vergangenen Jahr ihr Studium an der Kunstakademie Münster als Meisterschülerin bei Prof. Mariana Castillo Deball abgeschlossen. Nach ihrer Residenz in der Cité Internationale des Arts Paris lebt und arbeitet sie heute in Bochum.

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Maria Renee Morales Garcia, complexities in w(e)aves, 2025, Installationsansichten RADAR, Fotos: LWL/Hanna Neander

 

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