Museum Ludwig

Stadt Köln Heinrich-Böll-Platz
50667 Köln
Deutschland

Roni Horn. Give Me Paradox or Give Me Death

Give Me Para­dox or Give Me Death ist eine um­fan­greiche Einze­lausstel­lung der ein­fluss­reichen US-amerikanischen Kün­st­lerin Roni Horn mit über ein­hun­dert Werken, die von den An­fän­gen ihr­er kün­st­lerischen Tätigkeit bis heute reichen.

Roni Horns Werk reicht von Fo­to­gra­fie über Zeich­nung und Kün­stler­buch bis hin zu Skulp­tur und In­s­tal­la­tion. Hin­ter dies­er Of­fen­heit ste­ht das Ver­ständ­nis der Kün­st­lerin, das Alles in der Welt wan­del­bar ist und sich kein­er fes­ten Zuschrei­bung un­terord­nen lässt. Die Ausstel­lung im Mu­se­um Lud­wig be­trachtet diese Idee an­hand von drei wied­erkehren­den The­men in Horns Schaf­fen: Na­tur, Iden­tität und Sprache.

Der Ti­tel der Ausstel­lung ge­ht auf Pa­trick Hen­ry, einem her­aus­ra­gen­den Vertreter der amerikanischen Un­ab­hängigkeits­be­we­gung im 18. Jahrhun­dert, zurück, der eine Rede mit den berühmten Worten been­dete: „Gebt mir Frei­heit oder den Tod!“ In­dem sie „Frei­heit“ durch „Para­dox“ erset­zt, ver­weist die Kün­st­lerin auf ihre Vor­liebe für die Kop­plung zwei ei­nan­der wider­sprechen­der Aus­sa­gen. Dies­er für ihr Werk zen­trale As­pekt fin­d­et auch Nied­er­sch­lag in ihr­er Ver­wen­dung von Dop­plun­gen und Paaren.

Am Ein­gang zur Ausstel­lung wer­den die Be­such­er*in­nen von This is Me, This is You (1997–2000) be­grüßt. Auf zwei ei­nan­der ge­genüber­lie­gen­den Wän­den wer­den jew­eils ach­tund­vierzig ger­ahmte Fo­to­gra­fien präsen­tiert, die die Nichte der Kün­st­lerin in ihr­er Ju­gend zei­gen. Die Porträts wur­den im Ver­lauf von zwei Jahren aufgenom­men. Jedes Fo­to hat ein Pen­dant auf der ge­genüber­lie­gen­den Wand, das sich nur durch min­i­male, in Bruchteilen von Sekun­den aufge­tretene Verän­derun­gen un­ter­schei­det. 1989 er­läuterte Horn in einem In­ter­view: „Die Paar­form ver­weigert sich durch die Be­din­gung, dop­pelt zu sein, ak­tiv der Möglichkeit, als ein Ding an sich er­fahren zu wer­den.“ Der Ein­satz von Dop­pelun­gen und Paaren trägt auch Horns Überzeu­gung Rech­nung, dass Iden­tität fließend sei.

Yil­maz Dziewior, Ku­ra­tor der Ausstel­lung, kom­men­tiert: „Lange bevor Be­griffe wie ‚gen­derqueer‘ oder ‚non­binär‘ in den öf­fentlichen Diskurs ge­langten, un­ter­suchte Roni Horn bere­its fluide Darstel­lun­gen von Gen­der. Auf ihren (Selbst-)Porträts ist eine Per­son zu se­hen, die zwischen den Gesch­lechtern fluk­tuiert, ohne dass sie für diese Ex­is­ten­zweise ein ei­genes Wort zu fin­d­en bräuchte. Sie zeigt Men­schen als Or­gan­is­men, die sich fortwährend im Zu­s­tand der Ver­wand­lung befin­d­en. Horns Ob­jekte, Fo­to­gra­fien und Zeich­nun­gen, ob­s­chon höchst präzise und hoch­gradig äs­thetisch, be­sitzen eine be­freiende und emanzi­pa­torische Kraft, ger­ade weil sie oft sch­w­er fass­bar sind und sich ein­deuti­gen Def­i­ni­tio­nen entzie­hen.“

Beim Gang durch die Ausstel­lung tr­ef­fen die Be­trachter*in­nen auf bis­lang noch nie aus­gestellte Zeich­nun­gen der späten 1970er Jahre, außer­dem auf eine Auswahl von Farbpig­ment-Zeich­nun­gen, die zwischen 1983 und 2018 ent­s­tan­den sind. Zu den vorgestell­ten fo­to­gra­fischen Werken ge­hören die bahn­brechende Ar­beit Still Wa­ter (The Riv­er Thames, for Ex­am­ple) (1999), die in fün­fzehn Fo­to­gra­fien ein Porträt der Themse in Sü­deng­land en­twirft, a.k.a. (2008/2009), eine Se­rie, die die Kün­st­lerin in ver­schie­de­nen Mo­men­ten ihres Lebens zeigt, sowie Por­trait of an Im­age (with Is­a­belle Hup­pert) (2005/2006) mit Auf­nah­men, in de­nen die franzö­sische Schaus­pie­lerin in ver­schie­de­nen ihr­er Film­rollen auftritt.

Zu den Skulp­turen in der Ausstel­lung ge­hören Werke aus der Se­rie When Dickin­son Shut Her Eyes (1993–2008), in der Horn Gedichte von Emi­ly Dickin­son auf­greift, Gold Field (1980/1994), das zu 99,99 Prozent aus Blatt­gold beste­ht, und Un­ti­tled („The tini­est piece of mir­ror is al­ways the whole mir­ror“) (2022), ein zeh­n­teiliges Werk aus Guss­glas, das die Umge­bung re­flek­tiert.

Weitere Informationen unter Roni Horn <br> Give Me Paradox or Give Me Death - Museum Ludwig, Köln (museum-ludwig.de)

Galerie

Mehr finden

Ausstellung

HIER UND JETZT im Museum Ludwig. Und gestern und morgen

Köln, Deutschland

Ausstellung

Plattengrammatik. Hanswerner Kirschmann

Bremen, Deutschland

Ausstellung

Die phrygische Mütze. Erika Plamann

Bremen, Deutschland

Zum Anfang der Seite scrollen