Gisèle Vienne, L’Etang, 2020, Foto: Estelle Hanania

Georg-Kolbe Museum

Sensburger Allee 25
14055 Berlin
Deutschland

Gisèle Vienne und die Puppen der Avantgarde

Das Georg Kolbe Museum freut sich, im Herbst 2024 erstmals in Berlin das künstlerische Werk der österreichisch-französischen Künstlerin, Choreografin und Regisseurin Gisèle Vienne (*1976) zu präsentieren. Diese Ausstellung findet im Rahmen der Berlin Art Week statt und ist Teil eines gemeinsamen Projekts mit dem Haus am Waldsee und den Sophiensælen.

In der Ausstellung im Georg Kolbe Museum treten Gisèle Viennes zeitgenössische Arbeiten in einen zeitübergreifenden Dialog mit historischen Werken von Künstlerinnen der europäischen Avantgarde. Diese Begegnung ermöglicht einen einzigartigen Blick auf die vielseitige Verwendung von Puppen in der Kunst.

Gisèle Vienne hat in den letzten 25 Jahren ein komplexes und eigensinniges Werk geschaffen, das unsere Wahrnehmungsmuster hinterfragt und künstlerische Sprachen erfindet, um den Weg für strukturelle gesellschaftliche Veränderungen zu ebnen. Viennes Kreationen, sowohl auf der Bühne als auch in ihrer visuellen Praxis, werden zusammen mit Tänzer*innen und Schauspieler*innen entwickelt und oft von anthropomorphen Figuren und Puppen belebt, um die Sinnlichkeit, Wut und Kreativität von Gegenkulturen in ihrem ganzen subversiven Potenzial zu erforschen. Vienne arbeitet vorwiegend auf der Bühne, wo sie ihre Praxis durch die Einbeziehung lebensgroßer Puppen erweitert, die hauptsächlich Jugendliche darstellen. Ihre Puppen, die in der figurativen Bildhauerei angesiedelt sind, entfalten eine politische Dimension in Bezug auf den Körper als einen Ort, indem sie kulturell und sozial konstruierte Wahrnehmungsmuster in Frage stellen. Durch die Inszenierung der Sehnsucht und Ängste einer krisengeschüttelten Jugend werden die Empfindungen ihrer Protagonist*innen in all ihren politischen und gesellschaftlichen Aspekten anerkannt.

Ausgehend von einer zentral präsentierten Werkgruppe Viennes zeigt die Ausstellung Künstlerinnen der europäischen Avantgarde, die in ihren Arbeiten Puppen (Marionetten, Handpuppen) verwendeten oder sich ihnen durch Posen, Kostüme oder Bühnenbewegungen annäherten. Diese Künstlerinnen waren in der Zwischenkriegszeit in verschiedenen künstlerischen Zentren wie Berlin, München, Wien, Paris, Zürich, Prag, Krakau und Kiew tätig. Zu den ausgestellten Künstlerinnen gehören bekannte Namen wie Claude Cahun, Hannah Höch, Sophie Taeuber-Arp und Emmy Hennings sowie weniger bekannte Künstlerinnen wie Hermine Moos, Maria Jarema und Milada Marešová. Für Künstlerinnen, die auf der Suche nach neuen Freiheiten und Quellen für die Erneuerung der Kunstsprache waren, bot das Puppentheater einen ausgezeichneten Raum für interdisziplinäre Experimente, da es Möglichkeiten eröffnete, an der Grenze zwischen Disziplinen wie Malerei, Bildhauerei, kinetischer Skulptur, Tanz und Choreografie zu arbeiten. Für die Künstlerinnen wurde die Marionette zu einer neuen, vollwertigen künstlerischen Ausdrucksform mit außerordentlich subversiven Potenzial zu politischer und sozialer Kritik.

Künstlerinnen:

Josephine Baker, Claude Cahun, Aleksandra Aleksandrovna Ekster, Valeska Gert, Estelle Hanania, Emmy Hennings, Hannah Höch, Maria Jarema, Milada Marešová, Hermine Moos, Lotte Pritzel, Lotte Reiniger, Lavinia Schulz, Sophie Taeuber-Arp, Marie Vassilieff und Gisèle Vienne.

Die Ausstellung eröffnet am 12. September 2024 im Georg Kolbe Museum. Das Haus am Waldsee eröffnet seine Ausstellung am 11. September 2024, und der Film „Jerk“ von Gisèle Vienne wird in den Sophiensælen am 15. September 2024 gezeigt, gefolgt von einem Künstlerinnengespräch. Die Aufführungen von „Crowd“ sind dort für den 14., 15. und 16. November 2024 geplant. Der historische Ausstellungsteil im Georg Kolbe Museum wird von Joanna Kordjak (Zachęta Nationalgalerie Warschau) kuratiert.

Mehr Informationen unter Gisèle Vienne : Georg Kolbe Museum (georg-kolbe-museum.de)

Galerie

Gisèle Vienne, L’Etang, 2020, Foto: Estelle Hanania
Gisèle Vienne, L’Etang, 2020, Foto: Estelle Hanania
Hannah Höch, Die Puppe Balsamine, 1927, Remmert und Barth, ehem. Düsseldorf
Hannah Höch, Die Puppe Balsamine, 1927, Remmert und Barth, ehem. Düsseldorf

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