Kunstraum Dornbirn

Marktstraße 33/1
6850 Dornbirn
Österreich

Toni Schmale: TANKE

Toni Schmale installiert unter dem Titel „TANKE“ im Kunstraum Dornbirn ein Environment, dessen zentrales Element die titelgebende Tankstelle ist. Technisch hochästhetisch abstrahiert, augenscheinlich dysfunktional und potenziell deplatziert lässt die „TANKE“ (2023/2024) im spannenden Wechselverhältnis mit der ehemaligen Industriearchitektur Irritations- und Transformationsmomente unmittelbar wirksam werden. Schmale verwebt die Eigenschaften und die soziale Funktion sowie die historisch und gesellschaftlich begründeten Narrative des Ortes der Tankstelle gemeinsam mit neuen skulpturalen Arbeiten zu einer zeitlosen Erzählung mit fiktiven Anklängen.

Das Setting der Tankstelle wird durch die neuen, im Raum verteilten Skulpturen formal und erzählerisch erweitert. In diesen Arbeiten setzt sich die Funktionslosigkeit der Tankstelle fort, doch erstreckt sie sich hier zur Gänze auf Material und Form. Schon der Herstellungsprozess der einzelnen Werke verdeutlicht das: Die Tankstelle braucht für das Dach beispielsweise technische Planungen, also Abläufe, die für jedes Bauwerk unabdingbar sind. Für die Zapfsäulen benötigt es dagegen die Wahl des richtigen Abstraktionsgrades, der das Verhältnis von angestrebter Zeichenfunktion (hier im Sinne symbolischer Erkennbarkeit) und bloßer Imitation so austariert, dass eine ästhetische, körperlich spürbare Spannung entsteht. Für die neuen Werke „sucker #1 #2“ und „sucker #3“ bleibt Schmale in der bildlichen Welt der Tankstelle – der Reifenluftdruckmessgeräte oder Staubsauger. Die Künstlerin verschmilzt bekannte mit erfundenen Formen oder Versatzstücken. Sie ringt dem Material entgegen der stählernen Härte weiche Linien ab, die zwischen Maschine und Körper oszillieren. Schmale bringt es in einem Interview von 2020 auf den Punkt: „Es entsteht das Gefühl, die Skulptur könnte etwas können, aber sie macht dann doch kein konkretes Angebot für eine bestimmte Handlung.“

In dieser stringenten Verweigerung einer Festlegung sind Irritation und Ambivalenz integrale Bestandteile der Rezeptionssituation. Das zieht sich durch Schmales gesamtes künstlerisches Werk wie ein roter Faden. Immer wieder zweifelt man am eigenen Verstehen, prallt an der Oberfläche ab, um dann doch in die Untiefen des menschlichen Daseins abzutauchen. Die Künstlerin ist international bekannt für ihre sehr spezifische Formsprache. Aus Metall, Beton oder Gummi entwickelt sie skulpturale Werke unterschiedlichen Ausmaßes, in denen beispielsweise Assoziationen zu Fitness- oder Foltergeräten nicht willkürlich, sondern referenziell angelegt sind. Diese reichen weiter in die Sphären des Fetischs, der körperlichen Optimierung, der Lustbefriedigung oder der eigenen Demontage. Schmale erweitert den Skulpturenbegriff in stetig fortschreitender Suche nach den Zwischentönen der materiellen Zustände und Formen sowie der obligatorischen Prüfung auf Nutzbarkeit des entstehenden Objekts und seiner gesellschaftskritischen Kommentarfunktion. Themen stereotyper Geschlechterzuschreibungen oder ‑konstruktionen und soziale Machtverhältnisse sowie deren Wechselwirkung schwingen bei Schmale in einem Subtext mit, der sich unter anderem in den mit ironischem Humor gespickten Titeln offenbart. Letztere erleichtern und erschweren den Zugang zum Werk zugleich. Jedenfalls geben sie aber Hinweise auf das, was die Form hier sein soll oder welches Möglichkeitspotenzial sie im Spiegel der Zeit offenbaren kann.

Weitere Informationen unter Toni Schmale – Kunstraum Dornbirn

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