Kunsthaus Bregenz
Karl-Tizian-Platz
6900 Bregenz
Österreich
Cyprien Gaillard
Cyprien Gaillard verbindet Skulptur, Architektur, Video, Fotografie und Soundkunst zu komplexen Werken. Seine Themen kreisen um Jugendkultur, urbane Entwicklung, die Wahrnehmung von Natur und die Lebensformen des Modernismus. Dabei versteht er sich weniger als Autor, sondern als Beobachter bestehender Strukturen — seien es Bauten der Nachkriegsmoderne oder stereotype Verhaltensmuster von Jugendlichen.
Im Sommer 2024 präsentierte die Fondation Beyeler Gaillards Film Retinal Rivalry, 2024, der seit Herbst 2025 auch im Haus der Kunst in München zu sehen ist. Der Film ist ein Meisterwerk: Er kombiniert stereoskopische 3D-Aufnahmen mit akustischen und visuellen Reizen zu beinahe halluzinogener Eindringlichkeit. Die Kamera führt durch urbane Zonen und landschaftlich geprägte Räume — etwa durch die Sächsische Schweiz oder über die Münchner Theresienwiese —, Orte also, die gleichermaßen kulturell aufgeladen wie symbolisch determiniert sind. Die Stimmung bleibt durchgehend düster und verstörend.
Für seine Ausstellung in Bregenz beschäftigt sich Gaillard mit sogenannten Deterrents – also mit Maßnahmen, die der Abschreckung dienen und Menschen davon abhalten sollen, bestimmte Handlungen zu setzen. Solche Formen von Verdrängung und Kontrolle sind im meist städtischen Raum allgegenwärtig. Alle diese Abschreckungsmaßnahmen verkleinern den öffentlichen Raum. Sie zeigen sich in Absperrungen, unbequemen Sitzgelegenheiten oder in der gezielten Beschallung mit klassischer Musik, die an Bahnhöfen oder unter Brücken eingesetzt werden, um das Herumlungern zu vermeiden. Für das Kunsthaus Bregenz entwickelt Cyprien Gaillard eine neue filmische Produktion neben skulpturalen Interventionen, die auf das Haus und seine Architektur abgestimmt sind.
Cyprien Gaillard (*1980, Paris) lebt in Paris und Berlin. Seine Ausstellungen waren in Institutionen weltweit zu sehen, darunter: OGR Torino, 2024/2025, Fondation Beyeler, Basel, 2024, Palais de Tokyo & Lafayette Anticipations, Paris, und LUMA, Arles, beide 2022, 58. Biennale in Venedig, 2019, Julia Stoschek Collection, Düsseldorf, 2015, Sprüth Magers, Berlin, 2015, MoMA PS1, New York, 2013, Kunsthalle Basel, 2010, MMK Frankfurt, 2010, New Museum, New York, und Tate Modern, London, beide 2009. 2010 war Cyprien Gaillard Preisträger des Prix Marcel Duchamp, 2011 wurde er mit dem Preis der Nationalgalerie für junge Kunst Berlin ausgezeichnet.