Sophie Azzilonna
Prinzregentenstrasse 1
D-80538 München
Deutschland
Franz Erhard Walther - Shifting Perspectives
In dem von größter Experimentierfreude geprägten und bereits in den 1950er-Jahren einsetzenden Frühwerk verleiht Walther einer schier unerschöpflichen Vielzahl von Bildbegriffen und ersten Werkideen zum Prozessualen Gestalt. Die Stofflichkeit stellt Walther mit Materialprozessen wie unter Verwendung von Kaffee, Pflanzenöl oder Sojasoße auf Papier als Bildträger infrage. Mittels seriell arrangierter Packpapierpackungen oder Luftkisseneinschlüssen vollzieht er die Umwandlung des Bildes in ein Objekt. Die ersten Wortbilder wie museum, ich bin draußen, SAMMLUNG oder NEW YORK formulieren noch während seiner Ausbildung zum Typografen bereits eine Kritik am Kunstsystem von scharfsinnigem Weitblick. Im Studium an der Düsseldorfer Akademie suchte er zeitgleich zur ausklingenden Nachkriegsmalerei des Informel im Formlosen die Form und entdeckte in der Geste die Handlung.
Mit dem 1. Werksatz und der Hinwendung zum Nähen erlebt das Konzept der Partizipation zwischen 1963-69 seinen Durchbruch, und erreicht mit dessen Aktivierung in der historischen Gruppenausstellung “Spaces” im MoMA 1969/70 – neben Künstlern wie Michael Asher, Lary Bell, Dan Flavin und Robert Morris – seinen ersten Höhepunkt. Walther rückte das menschliche Maß und den Menschen in den Mittelpunkt seines Schaffens, die Interaktion mit der Umgebung, der Architektur und Geschichte.
Die zusehends farbiger und leuchtender werdenden textilen Materialien dienen ihm über sein gesamtes Schaffen hinweg der Entwicklung verschiedenster Werkgruppen, die immer auch um eine stete Erweiterung des Bildbegriffs kreisen.
Auch wenn Walther Andy Warhol mehrfach in New York begegnete, seine Kommilitonen Gerhard Richter und Sigmar Polke sich gleichermaßen mit der sich kommerzialisierenden bürgerlichen Gesellschaft befassten, hat Walther sich wie der Kollege Blinky Palermo nicht zu gegenständlichen Bildfindungen verleiten lassen. Die intensiven Farben der Pop-Art aber bestimmen sein durchaus malerisch geprägtes Werk bis heute, schuf er doch durchweg Gegenbilder zum traditionellen Bild.
Die Retrospektive im Haus der Kunst zeichnet die bis heute ungebrochen in die Kunstszene ausstrahlende Werkentwicklung anhand von über 250 Arbeiten aus den zentralen Schaffensphasen und den wichtigsten Werkgruppen nach. Die unterschiedlichen Entwicklungslinien im Œuvre Walthers werden umfassend mit Werkaktivierungen präsentiert, so dass eine erweiterte Lesart seines künstlerischen Wirkens möglich wird.
Kuratiert von Jana Baumann
Eine Ausstellung in Zusammenarbeit mit der Franz Erhard Walther Foundation
Hier finden Sie den Ausstellungsfilm.
Mehr Infos: https://hausderkunst.de/ausstellungen/franz-erhard-walther?locale=de