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Zeitgenössische Gedanken über Schweizer Bildhauer...

Aus der Reihe „Kuratoren zur zeitgenössischen Skulptur in Europa“. Ein Text von Alexa Jeanne Kusber.

„Ich habe versucht jegliche künstlerischen Verweise zu vermeiden, um wahrhaft abstrakte Skulptur zu machen, indem ich alle Elemente wie Noten in der Musik komponiert habe. Nur die Abfolge einzelner Noten ergeben eine Melodie oder eine Sonate, daher nehme ich nicht zuordenbare  Elemente und versuche diese frei aneinanderzufügen, so dass sie im Zusammenspiel ein skulpturales Ganzes ergeben. Der Musik gleich, wünsche ich mir, dass die verwendeten Materialien Gefühle zum Ausdruck bringen und nicht unmittelbar in ihrer Gesamtheit erfahrbar sind.“ - Anthony Caro

Der Tod des kürzlich verstorbenen Anthony Caro und dessen ständige Auseinandersetzung mit den radikalen Brüchen innerhalb der Tradition monumentaler Skulptur, haben mich nachhaltig beeinflusst

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Zimoun 230 prepared dc-motors, hemp cords, cardboard boxes, 2012

Während meines Arbeitsaufenthaltes in der Schweiz entwickelte sich mein Interesse für Künstler, die das Medium Skulptur weiterentwickeln und Vorantreiben. Indem sie zum einen, mit den Möglichkeiten der unterschiedlichen Materialien und zum anderen mit den Potentialen der räumlichen Verbindung zwischen Skulptur und  Betrachter, experimentieren.  Künstler, die nicht nur auf die Geschichte des  Mediums Skulptur verweisen, sondern  sich auch unter Verwendung des dreidimensionalen Dialoges mit dem Betrachter, wie selbstverständlich  Zugang zu dessen persönlicher Geschichte oder zu dessen Unterbewusstsein verschaffen.

Ich stelle fest, dass diese Künstler einen Dialog über verschiedene Kanäle herstellen. Künstler gebrauchen alltägliche, allseits bekannte Komponenten und Formen, welche wir schon seit Kindesbeinen an kennen, lebendige Formen  (wie Pflanzen, Kristalle, Wasser), Textilien und empfindliche Materialen, die die Fragilität der Skulpturen herausstellen und unsere Raumwahrnehmung herausfordern. Akustische Elemente erweitern die sinnliche Erfahrung.

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Slyvie Fleury ‘Eternal Wow with Quartz 2’, 2007

Diese Künstler definieren die Grenze ihrer ausgewählten Materialien  sowohl mental als auch physisch und lassen so Raum für Reflexionen des Rezipienten. Passend finde ich die Metapher eines Raumes, in dem aktives Nachdenken im „Jetzt“ verbunden ist, um ein aktives Nachdenken Richtung Zukunft zu evozieren. Die Skulpturen und Plastiken machen es einem nicht einfach, als passiver Rezipient zu verharren und demnach floriert das 'aktive Nachdenken'. Im aktuellen Milieu, bestehend aus Momentum und Spektakel, finde ich es als Kuratorin erfrischend, wenn die Bildhauer die Grenzen zwischen Werk und Betrachter verunklaren und neu definieren. Damit versuchen sie die Lücken zu überbrücken, während sie das Genre der Bildhauerei hinsichtlich Materialien und Formen stetig erweitern, um ein skulpturales Ganzes zu erschaffen. Daraus ergibt sich eine authentische Kollaboration zwischen Künstler und Rezipient, sowohl durch das Objekt, als auch durch den Raum.

Künstlerauswahl der Kuratorin zur Verdeutlichung der These:

Andrea Halser (Switzerland, 1975)
Tobias Madison (Switzerland, 1985)
Slyvie Fleury (Switzerland, 1961)
Zimoun (Switzerland, 1977)
Florian Graf (Switzerland, 1980)
Bureau A - Daniel Zamarbide (Switzerland, 1972) & Leopold Banchini (Switzerland, 1981)
Reto Pulfer (Switzerland, 1981)
Didier Rittener (Switzerland, 1969)

Alexa Jeanne Kusber
Geboren in den U.S.A., derzeit arbeitet sie in Verbier, in der Schweiz.

Die Amerikanerin Alexa Jeanne Kusber ist freie Kuratorin und Schriftstellerin, die die letzten sieben Jahren an europaweiten Ausstellungsprogrammen mitgearbeitet hat. Kürzlich wurde sie in die Schweiz als Kuratorin/Direktorin der 3-D Foundation in Verbier berufen, wo sie den Skulpturenpark und das Artist-in- Residence Programm leitet.

Als eine Verfechterin der nachhaltigen kuratorischen Methode, arbeitet sie mit diversen kulturellen Entwürfen, in deren Rahmen sie stets Künstler und Rezipient in Verbindung setzt.

Als Seniorkuratorin/ Projektmanagerin der Arts Co in London, organisierte sie Ausstellungen wie From Now To Eternity, Soundlife London, WASTED at the V&A, Warholesque. Außerdem entwickelte sie kulturelle Bildungsprogramme wie The Art of Ideas II.

Des Weiteren gehörte Alexa Jeanne Kusber dem kuratorischem Team an, das die Idee des Museum of Everything 2009 in London entwickelte: Londons erster Raum für Künstler und Kreative die außerhalb unserer modernen Gesellschaft leben wollen. Danach managte sie ein Kulturprogramm für Ralph Lauren, das junge, internationale Künstler in Europa unterstützt.

Bevor sie dem Ruf in die Schweiz folgte, arbeitete sie als unabhängige Kuratorin und Kunstmanagerin und entwickelte Ausstellungen für Künstler (Disappering Moon, [re]locate, 2013). Sie arbeitete mit Organisationen wie ACE, The British Council, Skylight Projects zusammen. Gerade kehrte sie von der 55. Biennale in Venedig zurück, wo sie den britischen Künstler Jeremy Deller unterstützte.

Sie hat Firmen, wie Chanel, Ralph Lauren und Phillips de Pury beraten und lieferte Beitrage zu diveresen Publikationen, wie Critical Contemporary Culture, Kultureflash and INTRODUCING.

In ihrer neuen Position an der 3-D Foundation, beschäftigt sich Alexa Jeanne Kusber vor allem mit der aktuellen Präsenz des Mediums Skulptur und der aktiven Auseinandersetzung mit dem Betrachter.

Wenn Sie Alexa Jeanne Kusber kontaktieren wollen, schreiben Sie bitte an

info@sculpture-network.org

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