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Zur Ausstellung Jaume Plensa in den Jakobshallen in Bad Homburg

Jaume Plensa ist ein bekannter spanischer Bildhauer und Installationskünstler, der bei seiner Einzelausstellung für die Ausstellungsräume der Jakobshallen vorwiegend Kopfportraits zeigt.

 

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Von links nach rechts: Jaume Plensa, „Laura Asia’s Dream“ (2018), „Green Forest (Chloe)“ (2019), „Wilsis’s Dream“ (2018), „Mar in Green“ (2019); im Hintergrund: „Double Roots“ (2017), Installationsansicht Jakobshallen 2019, Foto courtesy Galerie Scheffel, Bad Homburg, und Künstler

 

Der Bildhauer und Installationskünstler Jaume Plensa wurde 1955 in Barcelona geboren. Er studierte in seiner Heimatstadt Barcelona, ebenso wie in England und in Frankreich Kunst. Plensa unterrichtete zeitweise an der Staatlichen Hochschule der Schönen Künste Paris, und lebt und arbeitet in Barcelona. Neben Ausstellungen in den USA und England, in Barcelona und Paris sind einige weitere im deutschprachigen Raum zu nennen: Kestnergesellschaft in Hannover, Kunsthalle Mannheim und Museum Moderner Kunst Stiftung Ludwig Wien. Ebenso hat Plensa wiederholt an der Skulpturenbiennale „Blickachsen“ in Bad Homburg teilgenommen.

Die Werke von Plensa sind vorwiegend aus Edelstahl oder Bronze, weiters auch aus Marmor und Alabaster gearbeitet. Außerdem gehören auch Bücher und Zeichnungen zu seinem Oeuvre. Er arbeitet skulptural, gestaltet aber auch raumgreifende Installationen. Generell ist zu sagen, dass bei den Skulpturen der menschliche Körper, im Besonderen der menschliche Kopf ein wichtiges Thema für ihn darstellt. Diese Körper in sitzender Haltung und Kopfportraits können leicht bis stark abstrahiert sein und sind in überlebensgroßer Ausfertigung gearbeitet. Die Metallskulpturen bestehen aus einem gitterartig offenen Buchstabengeflecht, das auch Schriftzeichen und Symbole aus anderen Sprachen, wie beispielsweise aus dem griechischen, chinesischen oder arabischen Sprachraum, beinhaltet. Man kann in die, aus diesen großformatigen Symbolen und Zeichen hergestellte menschliche Körperhülle hineinsehen und diese teilweise betreten. Bei den sich in sitzender Position befindenden Körperhüllen ist meist das Gesicht nicht ausgearbeitet und als größere Öffnung dargestellt. Die Skulpturen von Plensa werden von innen beleuchtet und befinden sich im öffentlichen Raum.

 

Ausstellung Jaume Plensa in den Jakobshallen 2019, Installationsansicht, Foto courtesy Galerie Scheffel, Bad Homburg, und Künstler (2) Von links nach rechts: „Anna“ (2018), „Rui Rui“ (2018), „Double Roots“ (2017)

Von links nach rechts: Jaume Plensa, „Anna“ (2018), „Rui Rui“ (2018), „Double Roots“ (2017), Installationsansicht Jakobshallen 2019, Foto courtesy Galerie Scheffel, Bad Homburg, und Künstler

 

In den Jakobshallen der Galerie Scheffel in Bad Homburg dominieren zwei sehr große filigrane Kopfskulpturen den Ausstellungsraum. Die beiden leicht abstrahierten Köpfe - einer männlich, einer weiblich - blicken sich mit einigem Abstand zueinander gegenseitig an und wirken in dieser Konstellation wie Sphinxe zwischen die sich BetrachterInnen begeben können. Die beiden Köpfe sind aus einem grobmaschigen Edelstahlgitter gefertigt, lassen den Hintergrund durchschimmern und lösen sich, aus einiger Entfernung betrachtet, leicht im Raum auf, verschwimmen und wirken durch ihre offene Gestaltung ephemer und schwerelos. Die weiteren Arbeiten von Plensa sind eher in kleineren Formaten gehalten. Auch sie haben fast alle den Kopf, wenngleich auch manchmal beschnitten oder bruchstückhaft, zum Thema. Diese kleineren Bronzeköpfe sind plastisch ausgearbeitet und in ihrem Geschlecht nicht immer eindeutig zu bestimmen. Weiters ist eine kleine dreiteilige Serie von ganz eigenen Köpfen zu sehen, die sich jeweils einmal die beiden Hände vor den Mund legt, mit beiden Händen die Augen und mit beiden Händen die Ohren zuhält. Diese Serie interpretiert das Symbol der drei Affen mit den gleichen Gesten - die nichts (Schlechtes) hören, sehen oder sagen. Zwei weitere Skulpturen, die den gesamten Körper wieder in einem Buchstaben-Geflecht zeigen, runden die sehenswerte Ausstellung in Bad Homburg ab. Diese beiden letztgenannten Werke sind teilweise nur bruchstückhaft zu sehen, u. a. ist das Gesicht nicht ausgearbeitet, bzw. löst sich das Buchstaben-Geflecht auf und sucht eine Verbindung mit dem Boden.

 

Jaume Plensa, „Double Roots“ (2017), Installationsansicht Jakobshallen 2019,
Foto courtesy Galerie Scheffel, Bad Homburg, und Künstler

 

Die Werke von Plensa thematisieren das menschliche Sein und das Geistige, Licht und Text, bzw. Buchstaben und Symbole verschiedener Sprachräume. Die BetrachterInnen werden aufgefordert sich in die Werke einzufühlen, sich selbst an die Stelle der Skulpturen zu begeben und ihre Gedanken und Träume zu imaginieren. Die Auflösung der Körper und die Reduzierung auf eine Hülle mit gitterartiger Struktur stellt eine Verbindung zum umgebenden Raum dar der in das Innere der Skulpturen mit hinein fliesst, durchdringt, und das Innere nach Außen zum Vorschein bringt. Die Auseinandersetzung mit Text und/oder Buchstaben bzw. Buchstabenreihen ist für den Künstler ein wichtiges Thema. So sind die Buchstaben meist wild und unregelmäßig oder auch übereinander angeordnet und lassen sich dadurch auch nicht als Text entschlüsseln. Allerdings birgt aber gerade diese Herangehensweise eine Skulptur darzustellen eine poetische Verdichtung, ein freudiges Suchen und Finden von Bekanntem und Unbekanntem durch die BetrachterInnen, und ermöglicht durch ein genaues Abtasten der Figur mit den Blicken von außen ein weiteres Eintauchen in das Innere, das Hineinversetzen der BetrachterInnen in die dargestellte Figur.

Die Arbeiten Plensas sind daher immer dem Zeitgeist unterworfen, sie spielen poetisch mit der Flut und der Masse an Texten und Symbolen die, nicht immer für uns gänzlich verständlich, auf uns tagtäglich einwirken und dem wichtigsten Ausdrucksmedium des Menschen, der Sprache. Gleichzeitig kapseln sich viele Menschen heute ab, was auch durch die dreiteilige Serie dargestellt wird. Zusammenfassend kommt zum Ausdruck, dass die Arbeit von Jaume Plensa den menschlichen Körper und sein inneres Wesen reflektiert.

Die Ausstellung in den Jakobshallen präsentiert in ihrer Reduzierung auf Kopf-Portraits und Körper-(Hüllen) eine interessante Facette des spanischen Künstlers, der weltweit bekannte Skulpturen in öffentlichen Räumen zeigt.

Die sehenswerte Einzel-Ausstellung von Jaume Plensa läuft von 13. November 2019 bis 18. April 2020 in den Jakobshallen der Galerie Scheffel in Bad Homburg.

 

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Autorin: Dr. Eva Daxl

Eva Daxl absolvierte ein Kunststudium mit plastischem Schwerpunkt. In ihrer PhD-Arbeit schrieb sie über das Thema keramische Materialien in der Kunstkritik. Sie ist daher mit dreidimensionalen Kunstwerken in Theorie und Praxis vertraut.

 

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