start’19 – für die Freiheit, für Europa
Alfred Mevissen zählt zu den wahren Akteuren, wenn es darum geht das Publikum gegenüber gesellschaftspolitischen Problematiken wach zu rütteln. Einst auf Lehramt studiert, fand er mehr durch Zufall, nach dem Einstellungsstop für Lehrpersonal, seine berufliche Zukunft in der Pharmaindustrie. Im Jahr 2003 wurde er im Bereich Onkologie tätig, was ihm einen weiteren richtungsweisenden Anstoß für sein Leben gab. „Auf einem Onkologenkongress in Chicago habe ich einen Arzt getroffen, der mir fasziniert über den therapeutischen Effekt der Bildhauerei in einer Burnout-Situation berichtete. Ich war zu dieser Zeit gerade auf der Suche nach einem ausgefallenen Seminarkonzept für potenzielle Führungskräfte. Am Ende des Gespräches verabredeten wir, dass er mich mit dem Bildhauer Herbert Leichtle aus dem Allgäu in Verbindung bringt. So bin ich zur dreidimensionalen Kunst gekommen“, berichtet Alfred Mevissen. Gleich das erste Treffen führte zu gegenseitiger Sympathie, der sich schon bald die gemeinsame Ausrichtung des Seminars EinStein – Führung ist relativ anschloss. „Das war mein erster Kontakt mit der Bildhauerei und der Kunst allgemein – das Virus war implantiert! Was mich bis heute fasziniert, ist, dass bei der Bildhauerei durch das Wegnehmen etwas Wertvolleres entsteht. Ein absolutes Gegenmodel zu unserer modernen Gesellschaft.“
Sein erstes Kunst-GROß-Projekt Pillars of Freedom
Von August 2016 bis Juli 2017 gönnte sich Mevissen dann einmal selbst ein Sabbatical – ein Arbeitszeitmodell für einen längeren Sonderurlaub. In dieser Zeit initiierte er das Kunstprojekt Pillars of Freedom. Dieses konnte bereits am 9. November 2017 mit 112 Skulpturen aufwarten, die eine Mindesthöhe von 2 Metern besitzen, in unterschiedlichsten Materialien gefertigt wurden, aus der Hand von 105 verschiedenen Künstlern stammen und in 20 verschiedenen Ländern der Erde aufgestellt sind. „Meine Motivation dieses Projekt durchzuführen, lag zum einen in meiner Passion zur Bildhauerei, zum anderen in einem Bedürfnis mich aktiv für den Erhalt der Freiheitswerte einzusetzen. In einer Zeit in der Populisten und Autokraten unsere mühsam erstrittenen Freiheitsrechte der letzten 70 Jahre systematisch versuchen anzugreifen, war es mir wichtig Position zu beziehen.“ So entstanden 112 Mahnmale für ein aktives Engagement zugunsten eines selbstbestimmten Lebens in Freiheit. Denn Freiheit, Toleranz und Respekt sind unabdingbare Werte für ein friedliches Miteinander – besonders jetzt im digitalen Zeitalter. 70 % der Werke sind dabei dauerhaft im öffentlichen Raum zugänglich. Auf der Webseite findet man dafür eine entsprechende Karte. Jedes der Mahnmale verkörpert einen individuellen Ansatz, wie ein Leben in Freiheit im gesellschaftlichen Kontext funktionieren kann. Virtuell wurden sie dann auf der Webseite des Kunstprojektes zu einem großen Gesamtkunstwerk zusammengeführt. Genau ein Jahr darauf, am 9. November 2018, veröffentlichte Mevissen als endgültigen Abschluss des Projektes sein Buch Ich bin die Freiheit? – I am the Freedom?. „Das Projekt war ursprünglich viel kleiner geplant, hat aber wohl den Nerv der Zeit und die Akzeptanz der Künstler getroffen“, so Mevissen.
Sein neues Kunstprojekt Art moves Europe

Auf Grund der faszinierenden Ideen und Kunstwerke, die im Zuge des Projekts Pillars of Freedom entstanden, fühlte sich Mevissen zur Initiierung eines weiteren Kunst(groß)projektes inspiriert. Diesmal steht die gesellschaftspolitische Situation in Europa im Mittelpunkt. „Die aktuellen Entwicklungen in Europa bereiten mir Sorge. Zum Einem zeigt sich immer stärker eine Europaverdrossenheit, zum anderen werden nationalistische Tendenzen Stück für Stück wieder gesellschaftsfähig, ohne dass die Menschen sich über die Folgen dieser populistischen Bewegung ausreichend Gedanken machen. Ich möchte, vor Allem im Dialog mit der jungen Generation, an die Errungenschaften und den Wert der Europäischen Idee erinnern und die Menschen einladen sich aktiv an der Gestaltung des Europas der Zukunft zu beteiligen. Dies natürlich auf der Basis der Werte Europas und nicht in einer Rückentwicklung zu Zeiten vor 1945.“ Dazu gründete er sogar einen gleichnamigen Verein. Des Weiteren lässt er verlauten: „Zum 31.12.2018 werde ich meine aktive berufliche Phase in der Pharmaindustrie beenden und mich fortan ganz meiner Passion – der Bildhauerei – widmen. Ich will künftig ausschließlich als Projektkünstler aktiv sein und mich in meinem neuen Lebensabschnitt, der am 1. Januar 2019 beginnt, voll auf mein neues Projekt Art moves Europe konzentrieren.“

Unter dem Dach von start’19 lädt der Verein Art moves Europe am 27. Januar, ab 11.00 Uhr zu seiner Veranstaltung im Euregio Solarzentrum in Alsdorf ein. Dabei werden erneuerbare Energien für die BesucherInnen einmal von einer ganz neuen Seite beleuchtet, und zwar als Friedensprojekte. Alfred Mevissen und der Künstler und Gründungsmitglied Achim Ripperger aus Frankfurt werden den Verein mit Skulpturen und Kunst am dreidimensionalen Objekt präsentieren. Darüber hinaus wird es eine Buchpräsentation von Ich bin Freiheit? – I am the freedom? geben. Valeska Peschke aus Berlin, Initiatorin der Botschaft von Amikejo, wird als Einklang zu ihrer Esperanto Perfomance eine Diskussionsrunde zum Thema Europa, Demokratie und offene Gesellschaft – Auslaufmodelle oder Zukunft? anleiten. Sechs weitere Künstler aus der Region werden bei der Präsentation anwesend sein. Zum Abschluss der Veranstaltung wird es eine moderierte Diskussionsrunde zum Thema Europa, Demokratie und offene Gesellschaft – Auslaufsmodell oder Zukunft? geben. Auch Kinder werden die Möglichkeit haben, ihr Europa heute schon aktiv mitzugestalten – mit einem überdimensionalen Puzzle des Vereinslogos.
start’19 - sculpt the world with us
Euregio Solarzentrum GmbH
Carl-von-Ossietzky Str.1
52477 Alsdorf
Sonntag 27. Januar 2019
ab 11.00 Uhr
Sie sind nicht in der Nähe von Alsdorf am 27. Januar? Kein Problem, start'19 findet in 20 anderen Ländern mit über 70 Veranstaltungen statt- sicher auch in Ihrer Nähe! Finden Sie Ihr Event hier.

Autorin: Claudia Thiel
Claudia Thiel ist Kunsthistorikerin und stellt ihre Fragen an das Fachgebiet gerne im journalistischen Stil.
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